Trainingstagebuch

Von Schnapszahlen, Geocaching & Schafen ohne Locken

Die 46. Trainingswoche 2023 startete in Steinhude, wo wir unsere zweite Urlaubswoche verbrachten. Nachdem ich sonntags zuvor um das Steinhuder Meer gelaufen war, stand Montag wieder die kurze Distanz auf dem Plan. Sprich, ich bin wieder gemeinsam mit meiner Frau die Wiesenrunde gelaufen. Ganz in Ruhe und ohne Hektik.

Anschließend ging es dann noch einmal heraus, zu einer kleinen Wanderung inklusive einer Sache, die wir schon lange nicht mehr gemacht haben: Geocaching. Und so kamen dann zu den morgendlichen 10 Kilometern noch einmal 10 weitere. Inklusive mehrerer Funde.

Weißt Du noch, damals …?

Zum Thema Geocaching könnte ich mich wohl stundenlang auslassen, das würde hier zu weit führen, aber eine kleine Anmerkung sei mir erlaubt. Auch wenn sie eher für diejenigen von Interesse sein dürfte, die selbst cachen gehen.

Alle Caches, die wir gefunden haben, waren PETlinge. Also quasi die Nachfolger der Filmdose, falls die noch jemand kennt. Früher, im Jahr 2008, als wir mit dem Geocaching begannen, waren solche Filmdosen die Ausnahme. Jeder Owner versuchte, wenigstens eine kleine Brotdose zu nehmen, Standard jedoch waren große Dosen oder alte Munitionskisten. Darin war dann jede Menge Spielzeug, was besonders für Kinder das Geocaching zu einer echten Schatzsuche werden ließ, oder Trackables, also »verfolgbare« Gegenstände.

Damals fuhr man aber auch jede Menge Strecke, um neue Caches zu finden, den sehr schnell war die nähere Umgebung um den Wohnort leergecacht, es waren also alle Caches gefunden. Wer 1000 und mehr Funde hatte, hatte also auch viel Zeit investiert. Aber irgendwann verkam Geocaching zur reinen Punktejagd. Und damit wuchs die Zahl der belanglosen Minidöschen exorbitant und sogenannte Powertrails, also Strecken mit jeder Menge Caches im Abstand von 161 m, sprossen wie Pilze aus dem Boden.

Geocaching ist wohl nicht mehr das, was es mal war. Aber es ist eben wie so oft, wenn ein »Nischenhobby« plötzlich massentauglich wird. Dann ist es für die »alten Hasen« nicht mehr das, was sie einst liebgewonnen. Die einen wenden sich dann ab, die anderen arrangieren sich damit.

Icke selbst, philosophierend …

161 m Abstand übrigens, weil dies der Mindestabstand ist, den die größte Geocachingplattform geocaching.com vorschreibt. Diese schiere Masse dient also lediglich der schnellen Punkteausbeute und der frühere Sinn des Geocachings, die GPS-Schatzsuche, wurde mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt.

Das war dann damals auch der Grund dafür, dass wir das Geocaching weitgehend eingestellt haben. Seinerzeit hatten wir etwa 5000 dokumentierte Funde. Bis heute sind noch einmal etwa 500 hinzugekommen, aber wir loggen nicht mehr. Ein kurzer Eintrag vor Ort genügt uns völlig und die Wanderung zu den Verstecken steht im Vordergrund. Wobei wir dann manchmal vor Ort sogar das Suchen vergessen. 🤷🏻‍♂️

Aber eine kleine Lanze muss ich dennoch für Steinhude brechen. Der Geocache GC7BKE8 ist wirklich toll gemacht und vor allem kein Mikro.

Schnapszahl am Start

Dienstag, und damit komme ich zurück zum Lauftraining, stand dann eine Schnapszahl im Raum. Meine Frau hatte ihren 444. Streaktag. Und ausgerechnet an diesem Tag stürmte es wie doll und verrückt. Sie überlegte deshalb, einfach nur kurz zum Bäcker und zurückzulaufen, um damit die für den Streakerhalt nötige Meile zu schaffen. Aber ich meinte, sie würde sich später vielleicht darüber ärgern und wir sollten ruhig die Wiesenrunde probieren.

Das taten wir dann auch. Die erste Hälfte war ziemlich anstrengend, da es direkt gegen den Wind ging. Im Mittel kam er mit 35 bis 40 km/h, das ging dann noch, aber die Böen hatten mit 60 km/h ziemlichen Dampf. Aber es stand ja noch der Rückweg im Raum der dann Rückenwind bedeutete. Rundreise setzte damit dann auch der Regen ein. Der kam durch den Sturm direkt von hinten, was zwar unangenehm war, aber auch trockene Brillen bedeutete. 🤭

Am Ende dieser, ähh, sagen wir, abwechslungsreichen Laufrunde stand bei meiner Frau der 444. Laufen in Folge im Kalender, bei denen sie insgesamt 4232,43 km zurückgelegt hat. Das waren also im Schnitt 9,5 km pro Tag. Wow!

Anschließend führen wir nach Neustadt am Rübenberge, wo wir im Balneon in die Sauna gingen. Vier Stunden Erholung und heiße Aufgüsse.

Abschied vom »Teich«

Für den Mittwoch hatte ich mir noch einmal vorgenommen, eine Runde ums Steinhuder Meer zu laufen. Quasi zum Abschied, bevor es Freitag wieder heimwärts gehen sollte. Dabei war das Wetter enorm komisch. Mit 9 Grad war es eigentlich recht warm, es fühlte sich aber kalt an. Und die Bewölkung, so man sie im Dunkel der Nacht wahrnehmen konnte, schaffte eine ziemlich bedrückende Atmosphäre.

Das, in Verbindung mit ein wenig nachhängender Erschöpfung nach dem Tag in der Sauna, ließ die ersten Kilometer echt zäh beginnen. Und als die Beine endlich gelockert waren, drehte ich bei und hatte nun erst einmal 14 km Gegenwind vor mir. 😱

Boah, das war schon echt heftig. Dennoch machte ich bei Winzlar noch einen Abstecher zu einem Aussichtsturm am südwestlichen Ufer des Meeres. Und beinahe hätte ich dort einen formidablen Sonnenaufgang sehen können, aber leider schoben sich in letzter Sekunde schwarze Wolken davor. Pech gehabt. Dafür hab die ortsansässige Tierwelt echt alles. Zu Hauf standen sie am Wegesrand, ganz bestimmt nur, um mich gebührend zu verabschieden.

Die letzten Kilometer, insbesondere die letzten 3 in Steinhude, waren dann wieder echt anstrengend und ich war hinterher ziemlich froh, endlich am Ziel zu sein. In der Ferienwohnung erzählte mir meine Frau dann, dass ihre Runde ebenfalls enorm zäh gewesen sei. Gleiches las ich dann noch in etlichen Posts bei Instagram. Also lag es wohl nicht an mir oder meiner Fitness, sondern schlicht am Tag, dass es so anstrengend war. Natürlich ganz ohne irgendwas schönreden zu wollen. 😉

Glatthaarschafe

Der Donnerstag hatte es noch einmal richtig in sich. Wir dachten uns ursprünglich, der Dienstag wäre echt stürmisch gewesen, aber der Donnerstag legte noch eine Schippe drauf. Der Wind kam dermaßen heftig, da hatten die ortsansässigen Schafe keine Locken mehr. Deshalb sind wir die Sache auch richtig gemütlich angegangen, schließlich wollten wir uns nicht komplett verausgaben. Eigentlich ganz so, wie wir den Donnerstag geplant und dann eben auch verbracht hatten. Ganz gemütlich und ohne viel Stress. Schließlich war es der letzte Tag in Steinhude und der sollte genossen werden.

Freitag sind wir dann ebenfalls recht früh los. Eigentlich wäre ich dabei schon beinahe um vier Uhr aufgebrochen, aber meine Frau fragte dann nur, ob ich etwa plane, eine Stunde beim Bäcker zu warten. Der machte nämlich erst um sechs Uhr auf. Okay, das war ein Argument. Also packten wir erst unsere Sachen zusammen und sind dann zu einer ruhigen »Abschiedswiesenrunde« losgelaufen. Noch ein letztes Mal sind wir durch das nächtliche Steinhude, ein letztes Mal haben wir auch den nächtlichen See geblickt und ein letztes Mal haben wir den Rehen auf den Steinhuder Wiesen »Guten Morgen« gesagt. Anschließend gab es noch ein gutes Frühstück und schwupp, saßen wir auch schon wieder im Zug nach Hause.

Back in da hood

Damit waren wir dann auch wieder zu Hause. Aber so sehr man auch mit Wehmut an die Zeit im Urlaub denkt, so sehr merkt man nach ein paar Tagen Abwesenheit auch, dass es zu Hause eben auch schön ist.

Und auch Zuhause führen ja die meisten unserer üblichen Runde am Wasser entlang, so eben auch die obligatorische Samstagsrunde, die selbstredend wieder gemeinsam gemacht wurde. Tempomäßig blieben wir bei den üblichen 6:1x min/km, da diese Runde ja ohnehin keine besonderen Trainingsziele verfolgt, sondern eben die Standardrunde meiner Frau ist, die sie quasi fast täglich im Streak läuft. Obendrein war es einer der ersten wirklich »zapfigen« Tage des Herbstes, denn die gefühlte Temperatur lag bei 0 bis 1 Grad Celsius.

Am Sonntag konnte ich es ruhiger angehen lassen, vor allem wegen des Caps-Lock-Wetters. Soll heißen: Shift ohne Ende. 😉

Schon als ich loslief, goss es wie aus Kübeln. Ich laufe ja, wie die geneigte Stammleserschaft weiß, sehr gern im Regen. Also ließ ich mich auch nicht von meiner Runde abhalten. Allerdings war es noch Nacht und dazu kam ein durch dicke und dunkle Regenwolken komplett bedeckter Himmel, der keinerlei Licht durchließ. Somit war es auf allen unbeleuchteten Streckenabschnitten dunkel wie im Bärenpoppes. Die Sichtweite lag zuweilen unterhalb von 5 Metern, was einmal tatsächlich dazu führte, dass ich um ein Haar falsch abgebogen wäre. Auf einer mir durchaus gut bekannten Strecke. Und das will schon was heißen.

Dazu musste ich dann noch ein wenig improvisieren, was die Strecke betraf. Der Gutspark Kladow hat schon bei wenig Regen riesige Pfützen und der Sandweg zwischen Imchenallee und Anstieg Richtung Ortsausgang ebenso. Da war also bei diesem krassen Regen klar, dass dort nur Matsch und Modder warten. Ich bin also hoch zur Hauptstraße und dann eben an der entlang. Und selbst da musste ich teilweise weit auf die Fahrbahn ausweichen, denn die handtuchbreiten Gehwege waren manchmal komplett überflutet, so weit, dass die kleinen Seen bis fast zur Straßenmitte reichten.

Deshalb verzichtete ich auch auf die obligatorische Biege über Sacrow, denn das würde einerseits bedeuten, ich muss durch den Schlosspark, wo mich vermutlich auch jede Menge Wasser erwartet. Und andererseits stünde dann eine fast 4 Kilometer lange Strecke durch den Wald an, was ebenfalls viel Matsch bedeuten würde. Also blieb ich einfach auf dem Mauerweg. Dort war es zwar wieder enorm dunkel und es gab auch jede Menge Pfützen, aber die konnte man weitgehend mit etwas Schlängellauf umgehen. Und weil ich nun schon mal auf dem Mauerweg war, blieb ich dort auch bis Karolinenhöhe, von wo aus ich heimwärts weiterlief.

Tja, und wieder war eine Trainingswoche und obendrein auch eine Urlaubswoche vorbei. Der Urlaub selbst übrigens auch, denn Montag ruft wieder die Pflicht. Schade eigentlich … 😉