Trainingstagebuch

Von täglichem Laufen, einem etwas größeren Dorfteich & Startnummer 11

Die 45. Trainingswoche im Jahr 2023 begann mit einem sehr kurzen Lauf. Gleich montags in aller Frühe brach ich gemeinsam mit meiner Frau auf, um schnell noch die Beine zu bewegen. Es standen nämlich einige Stunden Zugfahrt auf dem Plan. Deshalb musste das auch in aller Frühe geschehen. Und so blieb es dann bei 8 Kilometern. Nur kurz an der Havel entlang, bis zur Villa Lemm und zurück.

Viel mehr war nicht drin, denn wir wollen unseren Zug nicht verpassen. Zwar hatten wir die Reise über den Regionalverkehr geplant – Reisen mit dem Deutschlandticket – wo ohnehin jede Stunde ein Zug fährt, aber allzu spät wollen wir nicht am Ziel ankommen. Das Ziel war Steinhude, direkt am Steinhuder Meer.

Der Dienstag begann dann selbstredend mit einem Läufchen. Gemeinsam mit meiner Frau lief ich die Strecke, die sie bei unserem letzten Aufenthalt in Steinhude zur Lieblingsstrecke erkoren hatte. Zuerst durch den Hafen, der in der Nacht besonders schön aussieht, anschließend am Steinhuder Meer entlang bis zum Hagenburger Kanal. Dort befindet sich dann ein schöner Spot, der tagsüber einen tollen Blick über das Meer und nachts eine super Aussicht auf das nächtlich beleuchtete Steinhude bietet. Anschließend dann am Kanal entlang bis kurz vor Hagenburg und über die Wiesen zurück nach Steinhude. Das alles ganz gemütlich, schon allein um die herrliche Natur und die Ruhe genießen zu können.

Dorfteichrunde

Am Mittwoch war ich mal wieder allein unterwegs, denn ich wollte natürlich, wenn ich schon mal hier bin, auch eine Runde ums Steinhuder Meer laufen. Und so machte ich mich gegen 5 Uhr auf den Weg, um entgegen dem Uhrzeigersinn ums große Wasser zu flitzen. Diese Runde ist tatsächlich eine meiner absoluten Favoriten.

Gerade bei sehr frühem Start. Zunächst geht es nämlich am Nordufer des Sees durch ein Moorgebiet. Absolute Dunkelheit und absolute Stille machen das Laufen richtig angenehm, denn nichts lenkt vom Wesentlichen ab. Anschließend geht es am Westufer am Strand entlang nach Mardorf, wo noch alles schläft und bis auf die wenigen Straßenlaternen kein Licht leuchtet.

Kaum heraus aus Mardorf, beginnt zunehmend der Tag. Weidende Kühe und Schafe blicken – mit leuchtenden Augen im Schein der Kopflampe – am Wegesrand nach jedem der daherkommt und die Vögel, die es am Südufer in Massen gibt, erwachen. Möwen kreischen, Gänse schnattern und weiße Reiher krächzen um die Wette. Und immer wieder wird die Natur hörbar, wenn hunderte bis tausende Vögel gleichzeitig starten und dabei laut schreiend mit den Flügeln schlagen.

Und alles ganz allein in der Dämmerung, die mehr und mehr die Dunkelheit ablöst.

Streakrunning

Mit der Umrundung des Meeres hatte ich nun 7 Tage in Folge, jeden einzelnen Tag mindestens 1 Meile laufend hinter mich gebracht. Damit dürfte ich ja schon fast ein Streakrunner sein, oder? 🤭

Okay, bis dahin ist noch viel Zeit und täglich zu laufen schaffe ich, anders als meine Frau, nur im Urlaub. Meine Frau hat inzwischen übrigens 430 Tage mehr als ich auf der Uhr, ihr Streak lag am Mittwoch also bei 437 Tagen. Dachten wir zumindest. Denn bei der Anmeldung auf der Webseite der Streak Runners International, Inc. stellten wir fest, dass ich einen Rechenfehler dabei hatte, der immer einen Tag unterschlagen hat.

Tja, dann bin ich wohl ein „Urlaubsstreaker“!

Icke selbst

Sie verwendet für ihre Garmin-Sportuhr ein Datenfeld für das Streakrunning, das alle maßgeblichen Werte in die Aktivität übernimmt. Aber irgendwann hat es sich mal verabschiedet und beim zusammenrechnen der Daten, damit wieder alles stimmt, habe ich wohl bei einer Formel vergessen, dass bei reiner Datumsdifferenz ein Tag verloren geht. Nun denn, für die Zukunft habe ich mein Google-Sheet angepasst, damit es künftig richtig gerechnet.

Ich selbst hingegen laufe nun also nur im Urlaub Streak. Soweit man das so nennen darf. Darüber hinaus bietet nicht, allerdings könnte das natürlich noch so ein Ziel sein. Hmm … 🤭

Und ja, irgendwie reizt es mich schon, jedoch würde das bedeuten, dass ich Montag, Mittwoch und Freitag laufen gehe. Schnelle 1,61 km sind da sicher drin. Aber lohnt es sich denn, für so eine kurze Distanz überhaupt die Laufschuhe anzuziehen? Oder bleibe ich doch eher dabei, nur im Urlaub täglich zu laufen?

Überhaupt war Streakrunning in den letzten Tagen häufiger Thema bei uns, denn nicht nur, dass meine Frau ja nun eifrig dabei ist, auch haben wir in den ersten Urlaubstagen ein Hörbuch gehört. Und zwar nicht irgendeines, sondern »Lebenslauf – Kein Wettkampf« von Lutz Balschuweit.

Ich selbst habe das Buch schon vor langer Zeit gelesen, aber bei meiner Frau passte es nie so richtig ins aktuelle Leseprogramm. Da aber Urlaub für solche Dinge immer ganz gut ist, war nun das Hörbuch dran. Ich hörte natürlich mit. Das Buch ist dabei enorm empfehlenswert, egal ob auf Papier, als E-Book oder als Hörbuch.

Es erzählt die Geschichte eines Mannes, der gemeinsam mit seiner Frau nicht nur massives Übergewicht abgebaut und sich selbst dabei quasi halbiert hat, sondern auch die Geschichte zweier Menschen, die ihr Leben komplett auf links gedreht haben. Und das zum absolut Besten, wie ich finde. Tja, und einer von beiden fing dann an, täglich einen Halbmarathon zu laufen.

Interessanterweise gibt es dabei sehr viele Überschneidungen mit mir und meiner Frau. Auch wir haben ja vor einigen Jahren sehr viel in unserem Leben verändert, wobei der Laufsport eine zentrale Rolle spielt. Aber unabhängig von eigenen Erfahrungen und Wegen, das Buch ist in jedem Fall ganz schwer empfehlenswert.

Startnummer 11

Am Donnerstag stand dann ein sehr wichtiger Termin im Kalender. Immer am 9. November um 18:57 Uhr öffnet die Anmeldung für den Mauerweglauf. Also saß ich mit dem Tablet in der Hand da und wartete auf den Startschuss. Als es losging, füllte ich fix alles aus, las dann etwas zu lange drüber und schickte ab.

Etwas zu lange, weil ich eigentlich eine einstellige Startnummer haben wollte. Dafür hat es jedoch nicht gereicht und es wurde die 11. Aber auch mit der kann ich sehr gut leben, schließlich ist die ja auch richtig toll. Aber was ich damit eigentlich sagen will? Jippie, ich bin auch 2024 wieder dabei, wenn es heißt: „Niemand hat die Absicht, 100 Meilen zu laufen!“ 🤩

Diese 11 sollte aber nicht die letzte sein, ganz im Gegenteil. Sie war eher der Auftakt für eine ganze Reihe weiterer Elfen in dieser Woche.

Laufroutine in Richtung fünfte Jahreszeit

Natürlich wurde, um aufs eigentliche Thema zurückzukommen, auch Donnerstag wieder gelaufen. Nach dem Alleinlauf am Vortag war wieder gemeinsames Laufen mit meiner Frau dran und wieder war es die „Steinhuder Wiesenrunde“, die wir in Angriff nahmen. Kurze Gedanken, vielleicht auch eine ganz andere Runde zu probieren, verwarfen wir umgehend. Weshalb auch etwas wirklich Schönes durch etwas ersetzen, was nachher nur halb so toll ist? 😊

Obendrein bringt die immer gleiche Strecke – und letztlich reden wir hier ja von lediglich 11 Tagen – auch Vorteile mit sich. Sie ist zum Beispiel vergleichbar. Dabei hat meine Frau dann gleich ganz erstaunt festgestellt, dass sie auf dieser Strecke um einiges schneller ist, als noch vor zwei Jahren. Eigentlich klar, aber wer kennt es nicht, man fühlt sich langsamer, als die Zahlen hinterher zeigen.

Beim Thema Zahlen brachte der Freitag noch eine Nettigkeit. Denn sowohl Strecke als auch Pace hätten wohl viel besser zum Samstag gepasst. 🥳

Das hatte auch einer meiner Instagram-Follower festgestellt und gab mir damit eine Aufgabe. Also schaute ich dann am Samstag, dass ich möglichst die gleiche Strecke mache. Am Ziel angelangt standen aber erst 10,9 km auf der Uhr, weshalb dann eine kleine Extrarunde nötig wurde. Dabei überlegte ich schon, notfalls eben die Strecke manuell zu editieren. Aber das war nicht nötig. Als ich auf Stop drückte, standen exakt die gewünschten 11,11 km auf der Uhr und alles kleines Sahnehäubchen passte die Pace von 6:11 min/km – wir auch schon am Vortag – bestens dazu.

Im Laufe des Samstags stellte ich dann fest, dass ich bei Weitem nicht der einzige war, der genau diese Distanz gelaufen ist. Das Ding firmiert am 11.11. wohl als „Kölsche Meile“und bei Instagram tauchten unzählige Aktivitäten auf, die über die Distanz gingen. Darunter auch mehrere, bei denen die Zeit exakt 01:11:11 betrug. Nun ja, bei einem hätte ich es ja noch geglaubt, aber die Häufung dieser Werte spricht dann doch für sich, gelle? Ein Schelm, und so … 😉

Das Ende der Badesaison

Der Sonntag hätte dann die Sache mit den ganzen Einsen fast fortgesetzt, denn beinahe hätte der Sonntagslauf zu 111 Wochenkilometern geführt. Es wurden dann jedoch 112,58. Na ja, knapp daneben ist auch vorbei. 😬

Zum Lauf bin ich etwas früher gestartet und zu den Nachtstunden kam noch jede Menge Bewölkung. Deshalb war es auch etwas dunkler, als es noch Mittwoch war, was der Stimmung Runde um den See allerdings keinen Abbruch tat. Auch wenn die Dämmerung damit gerade erst begann und von der Sonne noch fast nichts zu sehen war. Und als wieder jede Menge Aufregung in die Vogelwelt kam, habe ich einfach kurz auf Aufnahme gedrückt und den Sound eingefangen.

Das gibt zwar nicht so ganz die Atmosphäre wieder, die dort in der Morgendämmerung herrscht, aber ich denke, man kann es sich damit ganz gut vorstellen.

Nach der Umrundung bin ich fix zum Bäcker, Brötchen fürs Frühstück holen und habe obendrein noch eine Runde über die Badeinsel Steinhude gedreht. Das hatte ich schon Mittwoch vor, da war die Insel jedoch abgesperrt.

Der Lauf an sich war übrigens flotter als gedacht und insbesondere die Kilometer 18 bis 22 wurden immer schneller, bis hin zu einer Pace von 5:20 min/km. Das war aber nicht das wirkliche Highlight des Laufes, ebensowenig waren es die drei Rehe, die mich erst fast über den Haufen rannten und dann einfach neben mir stehen blieben. Nein, das wirkliche Highlight wartete ganz am Ende der Runde.

Da wartete nämlich meine Frau mit Handtüchern auf mich und ich bin quasi aus den Laufklamotten raus- und in den See reingesprungen. Kurz ein paar Meter schwimmen und damit die Badesaison offiziell beenden war angesagt. Klar, wenn man schon mal am Steinhuder Meer ist, muss man auch drin baden. So will es das Gesetz! 😎

Kommentar verfassen