Trainingstagebuch

Viele kurze Distanzen & philosophische Betrachtungen zur Namensgebung von Laufstrecken

Trainingswoche 5 im Jahre 2024 war gleichzeitig eine Urlaubswoche, weshalb ich jeden Tag laufen war. Und zwar fast alles gemeinsam mit meiner Frau, weshalb die Strecken dann natürlich entsprechend kürzer waren. In Summe wurden es aber trotzdem 125 Kilometer, was durchaus in Ordnung ist.

Und nicht nur, dass es zumeist kürzere Strecke waren, wir haben auch allerlei neue Strecken und Kombinationen aus bekannten Strecken ausprobiert. Gleich am Montag ging es dabei zunächst nach Seeburg, wo wir dann aber nicht wie üblich am »Eckpfeiler« anschlugen und wieder heimwärts liefen, sondern noch eine Runde um die dort befindliche Havellandhalle machten.

Am Dienstag war dann zunächst die »Grüne Runde« geplant, bei der wir dann aber zwischendurch abbogen und noch einen Abstecher nach Seeburg machten. Der Weg dorthin führt dann über ziemlich holperige Feldwege, ist aber ansonsten sehr angenehm zu laufen. Es ist absolut still, man hat weite Sicht und unterwegs »wohnt« noch ein Pony. Das sollte man wissen, denn sonst rutscht das Herz durchaus mal kurz in die Hose, wenn man nachts über den Acker rennt und plötzlich bewegt sich da etwas Größeres direkt am Wegesrand. 😮

Mittwoch wollte ich dann ein paar Kilometer mehr laufen, ganz anders als meine Frau, die lieber ein wenig weniger laufen wollte. Und da bot es sich an, dass ich den Mauerweg nehme, wir uns dann am alten Gutspark treffen und auf direktem Wege wieder nach Hause laufen. So konnte ich nicht nur ein wenig mehr laufen, sondern auch erstmal etwas flotter unterwegs sein und anschließend gemütlich auslaufen. Durch die langsameren Läufe an den Tagen zuvor wollte die aufgebaute Energie eben auch verbraucht werden.

Der Donnerstag sollte dann wieder die Runde vom Dienstag bringen, allerdings mit dem Unterschied, dass wir eine Abkürzung bei Seeburg ausprobieren wollten. Nicht um der Abkürzung selbst willen, sondern um uns das hässliche »Hundeknochenpflaster« zu ersparen, das entlang der Havellandhalle durch Seeburg führt. Das läuft sich nämlich extrem unbequem und so stand die Idee im Raum, mit der Abkürzung einfach etwas länger auf Feldwegen zu bleiben und dann kurz vor dem oft erwähnten Eckpfeiler auf den asphaltierten Radweg zu gelangen.

Das funktionierte auch ganz gut und da wir genau dort in Seeburg herauskamen, wo ein kugelrundes Gebüsch steht, bekam die Runde gleich den passenden Namen: »Seeburger Murmelrunde«. Denn ein Name ist durchaus Pflicht, zumindest bei mir. Bisher war das auch kein Problem, denn wir hatten nur eine Handvoll feste Runden. Inzwischen sind es allerdings doch einige mehr geworden und das warf auch das Problem auf, für jede Runde einen treffenden Namen zu finden.

Laufstreckenbenamsung

Wenn man sich in sozialen Netzwerken so umschaut, dann findet man häufig Postings zu Sporteinheiten, bei denen die automatisch generierten Namen der jeweils verwendeten App benutzt werden. Ich nutze vornehmlich Garmin Connect, also sind die Einheiten zunächst nach dem Muster »$ortsname $sportart« aufgebaut. Als Ort gilt dabei der Ort, an dem man gestartet ist, was also bei mir in den meisten Fällen »Berlin Laufen« ergibt.

Das sieht man in dieser Form sehr oft. Und gerade jetzt zum Jahresanfang sieht man noch etwas ganz anderes sehr oft. Jetzt stehen nämlich die ersten Halbmarathons und Marathons vor der Tür und viele Leute nutzen die in den Apps vorprogrammierten Trainingspläne. Und dann macht Garmin Connect so Dinge wie »Wanne-Eickel Intervalle 6 x drölfzig« oder »Herne West Tempodauerlauf« daraus.

Was ich selbst von Trainingsplänen halte, habe ich ja schon lang und breit erklärt, was meine Einheiten also wieder auf das bekannte Kurzschema reduziert. Das finde ich aber ziemlich unkreativ. Und mal ehrlich, es ist doch schöner, wenn die Runde – zumindest wenn man sie auch in sozialen Netzwerken postet, dazu zählt dann auch Garmin Connect oder Strava – einen treffenden, beschreibenden oder irgendwie hübschen Namen hat.

Wie schon gesagt, ich greife hier gern auf lokale Gegebenheiten zurück. Wer hier aufmerksam mitliest, der kennt sie:

  • Grüne Runde – Die heißt so, weil sie zwar mitten in der Stadt startet, aber dann zum größten Teil durchs Grüne führt.
  • Seeburger Eckpfeilerrunde – Da geht es schlicht nach Seeburg, wo direkt hinter dem Ortseingangsschild am ersten Grundstück ein Pfeiler an der Ecke steht. Der gilt hier als Ziel, an dem umgedreht und wieder zurückgelaufen wird.
  • Kasernenrunde – Die laufe ich oft unter der Woche. Und da ich unter der Woche zwar zunächst immer den gleichen Weg loslaufe, dann ab der Hälfte aber immer mal war anderes umrunde, gibt das prominenteste »Umrundungsobjekt« der Einheit ihren Namen. Hier eben die Julius-Leber-Kaserne, das ehemalige Quartier Napoleon.
  • Mauerwegrunde – Viele meiner Strecken führen teilweise auch auf dem Mauerweg entlang, logisch, wenn man in der Nähe dieses doch recht bekannten Rad- und Wanderweges wohnt. Aber eine davon führt den Mauerweg abseits der viel befahrenen Straßen und Wege entlang, einfach mitten durch den Wald, weshalb die Runde dann auch seinen Namen bekam.

So könnte ich das jetzt ziemlich lange fortführen. Denn wie gesagt, inzwischen gibt es so viele häufig genutzte Strecken, dass die Namensgebung langsam schwierig wird. Aber da gibt es dann ja den Ausweg, einfach tagesaktuell zu benamsen und der Runde das markanteste Ereignis während des Laufes zum Namen zu geben. Manchmal tue ich das ja heute schon, entweder als alleinigen Namen oder als Zusatz.

Fest steht jedenfalls, dass ein schöner Name der Trainingseinheit erst das Sahnehäubchen aufsetzt und das Gefühl vermittelt, dass es auch Spaß gemacht hat. Und nicht nur deshalb durchgezogen wurde, weil irgendein Trainingsplan der Meinung ist, man müsse das tun, um irgendwann, irgendwo irgendeine bestimmte Strecke zu schaffen.

Weiter im Text, ähh, Training

Aber um nicht noch weiter abzuschweifen, kommen wir zurück zum Training. Obwohl, auch hier gab es dann wieder einen neuen Namen. Allerdings eher einen, der nicht ganz ernstzunehmen ist. Und das kam so … 😉

Oft machen wir ja am Ende der Laufrunde einen Abstecher zur Packstation, um dort noch fix ein paar Sendungen abzuholen. Am Freitag jedoch sind wir zuerst zur Packstation, nämlich um dort ein Päckchen abzugeben. Und als wir uns dann an der Packstation weiter auf den Weg machten, geplant war die »Grüne Runde«, schlug ich vor, das Ganze mal rückwärts zu laufen. Meine Frau vermutete nun irgendeinen Dachschaden bei mir, denn sie dachte, ich will im wahrsten Wortsinn rückwärts laufen.

Ich konnte ihr jedoch glaubhaft versichern, dass ich geistig keineswegs umnachtet bin und es so meinte, dass wir den Streckenverlauf einfach umdrehen. Und so taten wir es dann auch. Und weil es so nett war, die Sache mal komplett umgedreht zu machen, wurde es dann natürlich auch die »ednuR enürG«. Versteht sich ja von selbst. 😬

Samstag stand, auch hier weiß der aufmerksame Stammleser inzwischen Bescheid, mal wieder Sauna auf dem Programm. Und somit auch am Morgen nur eine vergleichsweise schnelle und kurze Runde. Allerdings hatten wir, weil wir etwas früher losliefen, doch ein wenig mehr Zeit und deshalb sind wir nicht nur nach Seeburg und zurück, sondern sind in Seeburg in den Wald abgebogen und dann irgendwie kreuz und quer wieder zurück. Und um noch einmal das Thema Namen aufzuwärmen, auch dafür gab es dann einen passenden solchen.

Ein Beinahe-Wildunfall und ein Wildunfall

Am Sonntag ging es dann mal wieder zur Sache. Also weniger in sportlicher Hinsicht, ich bin also weder fiese Intervalle noch irgendwelche lustigen Fahrtspielereien gelaufen, zur Sache ging es eher neben der Strecke. Es fing damit an, dass ich endlich mal wieder einen Fuchs sehen dufte, denn in der letzten Zeit haben sich die Wildtiere am Wegesrand enorm rar gemacht. Und gerade, als ich mich noch über den Fuchs freute, krachte es neben mir im Unterholz und instinktiv machte ich eine Vollbremsung.

Keine Sekunde zu spät, denn plötzlich hörte ich lautes Hufgetrappel und zwei Rehe flitzten direkt vor meiner Nase über den Weg. Hätte ich den Arm ausgestreckt, hätte ich sie berühren können, so nah waren die. Ich hatte sie wohl aufgeschreckt und die beiden haben dann den einfachsten Fluchtweg genommen. Und weil sie an einem recht steilen Abhang geschlafen hatten, führte dieser Weg nach unten. Wo auch ich lief bzw. zwischenzeitlich stand. Und da es sehr steil war, hätten die beiden selbst dann nicht bremsen und ausweichen können, wenn sie es gewollt hätten.

Allerdings haben die sich die richtige Stelle für diese Aktion ausgesucht, denn nur etwa 100 Meter weiter hatte ich mal ein ähnliches Erlebnis mit einem Wildschwein. Das jedoch in einen Zaun lief und ordentlich vom Zaun wieder abprallte. Kurz darauf, die Rehe waren inzwischen weit weg, tauchte dann wieder ein Fuchs am Wegesrand auf. Ein recht junges Exemplar, das mich neugierig anschaute und auf Zuruf beinahe zu mir gekommen wäre.

Das Ganze geschah übrigens auf dem Weg nach Kladow, denn ich war auf Mauerwegrunde unterwegs und wollte dann am alten Gutspark meine Frau einsammeln. Das tat ich dann auch, sogar fast sekundengenau, denn ich war im selben Moment an der Bushaltestelle, wie ihr Bus. Gemeinsam wollten wir dann zunächst den direkten Heimweg nehmen, planten dann jedoch um und nahmen uns einen Weg über Seeburg vor.

Der ist nämlich recht schön, insbesondere entlang der Landstraße 20 zwischen Groß-Glienicke und Seeburg. Dort gibt es gerade in der Frühe immer einen echt schönen Sonnenaufgang zu sehen, was jedoch diesmal nicht klappte, da wir einen Moment zu früh waren. Dafür sahen wir dann plötzlich einen toten Frischling am Straßenrand liegen. Dann noch einen und noch einen und schließlich eine tote Bache. Da muss also in der Nacht jemand volles Rohr in eine Rotte Wildschweine gebrettert sein.

Auf einer Strecke, auf der jedes kleine Kind weiß, dass es dort in der Nacht reichlich Wildwechsel gibt. Möge seine Karre übel demoliert sein und die Versicherung nicht an einen Wildschaden glauben. So. 🤬

Dafür gab es dann aber doch noch einen Sonnenaufgang, nämlich direkt nach Seeburg. Als wir kurz vor Engelsfelde aus dem Wald kamen, ging direkt über dem Ort die Sonne auf, weshalb wir erstmal stehen blieben und den Anblick genossen (und selbstredend auch knipsten). Da zur Abwechslung mal kein kopmplett bewölkter Himmel war, sah das schon richtig gut aus. Ein Paar Wolken um dem Ganzen etwas Drama zu geben und ein leuchtender Feuerball über den Häusern von Engelsfelde, hach, für solche Momente geht man ja unter anderem auch laufen.

Nun denn, und damit war Trainingswoche 5 im Jahr 2024 auch schon wieder erledigt und mit in Summe 125 Kilometern trotz vornehmlich kürzerer Distanzen gar nicht mal so schlecht.

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