Trainingstagebuch

Da fehlte eigentlich nur noch der Sommer im bunten Reigen der »gefühlten« Jahreszeiten

Ich weiß, ich weiß, ich bin mal wieder verspätet. Aber das Wochenende war recht anstrengend und so fehlte am Sonntag dann die Lust, hier noch den aktuellen Stand des Trainings zum Mauerweglauf 2024 zusammenzufassen. Es gab nämlich am Wochenende einen Geburtstag zu feiern – nicht meinen, auch wenn ich ja auch gerade erst hatte – und die Feier passte zeitlich nicht ganz in meine Gewohnheiten. Soll heißen, ich bin ja eher der morgendliche Nachtmensch, der abends lieber zu früh als zu spät ins Bett geht, aber genau zu dieser Zeit sind üblicherweise derartige Festivitäten. Aber dazu später mehr.

Frühling

Die Trainingswoche begann zunächst am Dienstag mit einem wunderschönen Frühlingstag. Schon früh um zwei Uhr zeigte das Thermometer zweistellige Zahlen an, sodass ich das Land Trikot gleich im Schrank ließ und in kurz-kurz losflitzte. Was für Anfang Februar tatsächlich sehr erstaunlich war. Obendrein war kaum eine Wolke am Himmel zu sehen, was die Nacht in der großen Stadt sehr hell werden ließ. Die Kopflampe hatte ich damit auch komplett unnötig mitgeschleppt und schon nach drei oder vier Kilometern wanderte sie in die Laufweste.

Und weil es so schön warm war, lief es sich auch gefühlt recht flott, nur die Uhr sagte dann immer wieder etwas anderes. Komisch, gerade wenn man denkt: »Ach heute ist es aber locker, das wird bestimmt eine 5er Pace!«, dann liegt man so falsch die nur irgend möglich. Allerdings schiebe ich das auf die Vorwoche. Urlaub, jeden Tag laufen etc. Jedenfalls fühle es sich locker und fluffig an, was ja ohnehin die Hauptsache ist.

Unterwegs habe ich dann auch noch Borstie aus dem Bett gejagt. Während ich nämlich gerade in die Kleingartenanlage am Hohenzollernkanal einbog, lief ich wohl zu nah an einem Gebüsch vorbei. Und in eben diesem Gebüsch hatte sich ein Wildschwein zur Ruhe gebettet. Mit der Ruhe war es dann wohl vorbei, es sprang auf und gab Fersenfeld. Auch mein Zureden, es könne dich einfach liegenbleiben, will ich ja sowieso gleich wieder weg bin, fand kein Gehör.

Tja, einmal Wildschweinerschrecker, immer Wildschweinerschrecker. 🤷🏻‍♂️

Ickeselbst

Als es dann wieder zurück Richtung Start ging, wurde mir auch klar, weshalb es sich anfangs so locker anfühlte. Das hatte ich nämlich Rückenwind. Und der kann jetzt von vorn und es zeigte sich, dass der Deutsche Wetterdienst mit seiner Sturmwarnung ganz richtig gelegen hatte. Der krasse Gegenwind sorgte dann dafür, dass die Pace gegen den Wind eine komplette Minute langsamer war, als mit dem oder quer zum Wind.

Winter

Donnerstag war es dann aber auch schon wieder vorbei mit dem herrlich frühlingshaften Wetter und das Thermometer zeigte die korrekte Jahreszeit an. Also wieder das lange Trikot herauskramen. Freundlicherweise hatte sich mit dem Frühling aber auch der Wind wieder vom Acker gemacht. Somit war quasi alles wieder richtig: Kein Wind, für lockeres Laufen und Minusgrade, weil eben Februar ist. Passt also. Lediglich die Kopflampe war wieder nötig, denn es war eine ziemlich dicke Wolkendecke am Himmel, die das Streulicht minimierte und somit manch Weg, der sonst auch bei Nacht gut erkennbar ist, ohne Lampe nicht zu sehen war.

Borstie hat sich dann nicht gezeigt, ihm (oder ihr) steckte wohl noch der Schreck vom Dienstag in den Knochen. Dafür hat sich Waldi mal wieder gezeigt. Zumindest akustisch, den sehen konnte ich ihn nicht. Nur hören. Er machte nämlich lautstark seinem Ärger darüber Luft, dass ich ihn durch mein Erscheinen auf »seinem« Weg dazu gezwungen hatte, sich kurz zu verkrümeln. Ich vermute, der hatte gerade sein Frühstück erbeutet und nun auf der Flucht vor mir verloren. Da hätte ich als Dachs wohl auch gemeckert.

Ansonsten war es ein angenehm ruhiger Lauf, fast so ruhig wie der Hohenzollernkanal, auf dem absolut keine Welle zu sehen war. Spiegelglatt war die Oberfläche, dank beinahe kompletter Windstille. Und da ich ja zum Glück wieder Intervallwoche noch irgendeine andere lustige Trainingsvorgabe hatte, trottete ich gewohnt gemütlich die Runde entlang und genoss die herrliche Ruhe des frühen Morgens.

Weshalb erwähne ich die Intervallwoche? Ich hatte ja schon letztens diverse Trainingspläne erwähnt, die aktuell in den sozialen Medien wieder gehäuft auftauchen. Viele Leute nutzen die, um sich auf die im Frühjahr anstehenden Halbmarathons vorzubereiten. Was ja im Grunde, meine Meinung dürfte bekannt sein, absolut Unfug ist. Für Profis ist das sicher sinnvoll, aber ein generischer Trainingsplan für einen Hobbyläufer?

Sorry, das ist absolut Quatsch. So ein Plan bringt nur etwas, wenn er durch einen Profi individuell erstellt, engmaschig überrascht und immer wieder angepasst wird. Und trotzdem unterwerfen sich viele solchen Plänen und vom Timing her muss in der letzten Wochen für viele entweder jede Menge Intervalltraining oder schnelle Dauerläufe auf dem Plan gestanden haben. Selbstverständlich hatte ich stets kurz Mitleid. 😉

Herbst

Das Wochenende brachte die nächste Jahreszeit auf den Plan. Leider nicht den Sommer, sondern die nasskalte Herbstzeit. Es goss wie aus Eimern und so war schon vor dem Lauf klar, dass die Runde nur über Asphalt gehen kann. Die üblichen Feld- und Waldwege sind bei starkem Regen nämlich unpassierbar. Also nahmen wir eine befestigte Route nach Seeburg in Angriff.

Und selbst auf der Stand das Wasser teilweise so hoch, dass es unmöglich war, trockenen Fußes durchzukommen. Aber egal, solange man nicht im Matsch stecken bleibt, ist es doch völlig in Ordnung. Und anfangs war der Regen auch noch »normal«, was ich bekanntlich recht gern hab, nur zwischendurch wurde es echt krass. Auszuhalten, ja, aber nicht mehr wirklich angenehm. Aber als Entschuldigung bitte der Regen dann, direkt als wir wieder zu Hause waren, auf. Und das nahm ich dann zum Anlass, noch schnelle 3 Kilometer hier im Kiez hinten dranzuhängen.

Am Wasserstraßenkreuz Rothensee

Anschließend machten wir uns auf den Weg nach Magdeburg, oder vielmehr nach Barleben, wo es einen Geburtstag zu feiern gab. Nach der Fahrerei hieß es dann also, am Abend sehr lange durchhalten, auch wenn der Tag schon früh halb vier begonnen hatte. Irgendwie schafften wir es dann auch einen Kompromiss zu finden, zwischen frühem Zubettgehen und langem Feiern. 😉 Und wie üblich war ich dann, trotz des späten Endes am Vortag, wieder um drei Uhr wach und wartete, dass auch meine Frau aufsteht, damit wir gemeinsam auf Laufrunde starten können.

Ganz in der Nähe von Barleben befinden sich ja die Barleber Seen I und II, die alte Elbschleuse und eines der beeindruckendsten Bauwerke im Land Sachsen-Anhalt, nämlich die Trogbrücke, mit deren Hilfe der Mittellandkanal die Elbe überquert. Dort am Wasserstraßenkreuz Rothensee hatten wir schon mal eine Radtour unternommen und eigentlich fand ich den Gedanken ganz charmant, dort auch mal eine Runde zu laufen. Allerdings hätte das vom Hotel aus wenigstens 22 bis 25 Kilometer gebracht, was zeitmäßig einfach nicht drin war. Na ja, und meine Frau hätte da ganz klar ihr Veto eingelegt.

Also habe ich eine Runde zunächst zu den Barleber Seen geplant, dann zwischen beiden Seen durch zum Mittellandkanal und dann oben neben dem Kanal entlang bis zur B 189 und wieder zurück nach Barleben. Denn auch der Weg am Kanal entlang ist schon spektakulär, denn immerhin kann ja der Kanal nach der Elbquerung nicht gleich wieder auf Normalniveau gebracht werden. Deshalb wird der Kanal auf einem hohen Damm durchs Land geführt und von Eisenbahngleisen und Straßen unterquert. Und von dort oben hat man im flachen Land der Börde eine tolle Sicht.

Auf den 16 recht gemütlichen Kilometern stand also gucken und staunen eher im Vordergrund, als das Laufen selbst. Aber wenn man schon mal in der Gegend ist, dann muss man das schließlich nutzen. Damit schaffte es die Trainingswoche zwar »nur« auf 88,88 Kilometer, aber das darf ja auch mal sein. Wir werden sehen, was die nächste und damit 7. Trainingswoche im Jahr 2024 bringt, die fängt schließlich schon einen Tag früher an als üblich. Ein freier Tag und so … 🤓

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