Ab wann ist ein Longrun ein Longrun?
Inhalt
- Des Rätsels Lösung?
- Eine Studie zum Thema
- Und nun »die Eggsbärde« …
- Wann ist denn der Longrun nun ein Longrun?
Wenn ich allein laufe, höre ich nebenbei für gewöhnlich allerlei Podcasts. Und während ich letzte Woche meinen üblichen Halbmarathon zum Dienstag lief, hörte ich bei »Nevernotrunning« die Bemerkung, dass einer der beiden Podcaster gerade einen Longrun gemacht hätte. Und zwar lief er einen Halbmarathon, also quasi genau meine übliche Trainingsdistanz unter der Woche. Ein oder zwei Tage später, dann aber auf dem Fahrrad, hörte ich beim Podcast »Runskills« wieder die Erwähnung der Halbmarathondistanz in Verbindung mit der Bezeichnung Longrun.
Und genau das brachte mich dann dazu, einfach mal darüber zu grübeln, wie ich selbst einen Longrun definiere. Denn klar war ja nun, hier hat jeder seine eigene Meinung beziehungsweise Vorstellung. Und so fragte ich zunächst mal wieder ChatGPT, der mir in seiner schier unendlichen Weisheit folgendes zu antworten wusste:
Ein Lauf wird normalerweise als Longrun bezeichnet, wenn er eine längere Distanz und/oder Zeit umfasst als die normalen Trainingsläufe in deinem Trainingsplan. Die genaue Definition eines Longruns hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. deinem Fitnesslevel, deinem Trainingsziel und deiner Erfahrung im Laufen.
In der Regel gilt ein Lauf als Longrun, wenn er länger als 90 Minuten dauert oder eine Distanz von mehr als 15 Kilometern umfasst. Für erfahrene Läufer können Longruns jedoch auch länger sein, beispielsweise 2-3 Stunden oder mehr.
ChatGPT
Hmpf. Streng genommen lag ich also mit meiner Feststellung, dass es jeder anders sieht, auf genau dieser Ebene, was mir damit gewissermaßen auch unendliche Weisheit bescheinigt, gelle?! 😉
Also blicke ich einfach auf mich selbst: Als ich mit dem Laufen begann und erstmals ein Marathon auf dem Programm stand, kam natürlich auch das Thema Longrun auf den Tisch, da der für die Vorbereitung auf einen Marathon schon recht sinnvoll ist. Da ich seinerzeit bei meinen normalen Trainingsrunden unter der Woche 10 und am Wochenende 15 Kilometer lief, musste so ein Longrun natürlich etwas mehr ins Rennen werfen. Aus der Weisheit anderer Läufer schöpfend plante ich dann für mich eine Runde mit etwa 34 Kilometern. Die zu bewältigen sollte locker über 3 Stunden dauern, was ich als Hauptkriterium ansah, denn ich bezog das »long« in Longrun ganz klar auf die Dauer des Laufes.
Aber inzwischen laufe ich solche Strecken so gut wie jeden Sonntag. Ist es dann noch immer ein Longrun? Denn wenn ich mir einen Longrun aufs Programm schreibe, dann ist meine Frau dabei und ich lege Strecken jenseits der 55 Kilometer zurück, bin also wirklich lange unterwegs. In Bezug auf meinen Plan, die 100 Meilen beim Mauerweglauf zu schaffen, ist das vergleichsweise wenig, in Bezug auf ein »normales« Marathontraining ist das verdammt viel, ja sogar viel zu viel.
Des Rätsels Lösung?
Und zack, scheint die Antwort auf der Hand zu liegen: Der Longrun ist ein Lauf, der deutlich länger als die übliche Trainingsdistanz, aber noch immer geringer als die geplante Wettkampfdistanz ist. Scheint, denn was ist mit all denen, die im normalen Training so um die 3 Kilometer laufen? Und die dann, sagen wir, einen Viertelmarathon anpeilen? Bei denen wären 7 Kilometer deutlich mehr als das Eine und weniger als das Andere. Aber wäre es ein Longrun? Nach der eben aufgestellten These schon, aber so rein aus dem Zeh gefühlt? Vermutlich nicht.
Dennoch, die richtige Antwort liegt vermutlich wie immer irgendwo dazwischen. Da ja schon Spaß exakt das ist, was man selbst draus macht, wird es beim Longrun auch nicht anders sein. Und da die Menschen verschieden sind, sind es dann eben auch die Longruns. Bei mir ist ein Longrun eben die Runde zwischen 55 und 65 Kilometer, bei meiner Frau sind es, wie der aufmerksame Leser letzten Sonntag feststellen durfte, um die 20.
Eine Studie zum Thema
Selbstredend habe ich natürlich auch versucht, die Sache höchst wissenschaftlich anzugehen. Ich habe also eine Studie durchgeführt. Ja okay, vielleicht habe ich auch einfach nur eine Umfrage bei Instagram gemacht. Aber immerhin gab es da ein ganz brauchbares Stimmungsbild, auf welche Weise die Leute für sich selbst einen Longrun definieren. Die Frage war, ob über die Strecke oder die Distanz.
Und auch hier zeigt sich das zu erwartende Ergebnis, es gibt beinahe Gleichstand. Die Distanz hat zwar einen kleinen Vorsprung, aber der ist kaum der Rede wert. Blöd war nur, dass ich selbst versehentlich auf Distanz geklickt hatte und es leider keine Möglichkeit gibt, das nachträglich wieder zu löschen. Also ist das Ergebnis minimal verfälscht, denn meine Stimme hätte tatsächlich der Zeit gegolten, was dann 12:17 bedeutet hätte. Aber hätt‘ der Hund nicht … 😉
Und nun »die Eggsbärde« …
Den Vogel schoss dann aber ausgerechnet die Runnersworld ab. Passend zu meinen Überlegungen kam nämlich am Donnerstag ein Artikel zu exakt diesem Thema und darin liest man folgendes:
Der lange Lauf, auch Long Jog genannt, …
Runnersworld.de – Der lange Lauf im Halbmarathontraining
Ich konnte einen Tag lang nicht aufhören zu lachen. 😆
In diesem Artikel wird übrigens das Thema so lange komplett auseinandergenommen und zerredet, bis der geneigte Leser nicht mehr weiß, um was es anfangs eigentlich ging. Dafür kann man sich für 12,90 € einen Trainingsplan kaufen, mit dessen Hilfe man den Halbmarathon unter 2 Stunden schafft. Darin enthalten sind dann ganz bestimmt auch die 5 bis 6 langen Läufe, ähh, Long Jogs natürlich, die man unbedingt vorher machen sollte.
Echt jetzt, Runnersworld, meint ihr das ernst? Mal ehrlich, vor einem Marathon empfehlen sich in aller Regel um die 3 lange Läufe. Und da soll man vor einem Halben gleich 6 Mal auf den Longrun?
Wann ist denn der Longrun nun ein Longrun?
Ehe ich jetzt das Gleiche tue, wie die Runnersworld, und das Thema komplett totrede, versuchen wir uns doch mal in einer Definition. Bei allen verschiedenen Ansichten zum Thema und allem, was mir zu meinen Überlegungen zugetragen wurde, kann folgendes vermutlich am zusammenfassendsten sein:
Ein Longrun ist, sofern er während des Trainings auf eine bestimmte Wettkampfdistanz gemacht wird, deutlich länger als die gewöhnliche Trainingsdistanz, aber kürzer als die Wettkampfdistanz. Ist der Wettkampf länger als ein Halbmarathon, dann schwenkt der Fokus auf die Dauer und er dauert einfach wesentlich länger als das übliche Training, ist aber immer noch kürzer als die angepeilte Zielzeit beim Wettkampf. Distanz und Dauer sind in jedem Fall individuell.
Icke selbst, Definitionen philosophierend …
Hach, habe ich das nicht ganz grandios formuliert? 😉
5 Kommentare
runomatic
Für mich ist seit jeher alles ab HM ein LongRun. Das hat sich auch nicht geändert, als meine Wettkampfdistanzen länger wurden.
Im Prinzip ist das doch auch völlig wurscht, wie man es nennt.
PS: Schönes Blog!
schrottie
Vielen Dank! Aber ja, es ist selbstverständlich völlig egal. Und ebenso selbstverständlich wird es heftig diskutiert. ? So sind Läufer, oder beliebige anderes Interessengruppen, eben. 10 Leute, 12 Meinungen, 15 Wahrheiten. Deshalb schreibe ich die einzig wirkliche Wahrheit ja auch hier in der YT-Universität nieder. Als echte und einzig wahre Lehre. ??
Erik
Wie du schon geschrieben hast, ist die Definition eines Longruns subjektiv. Bei mir beginnt ein Longrun ab einer Distanz von 20 Kilometern.
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