Ausrüstung,  Trainingstagebuch

Reichlich Brücken, der erste Longrun des Jahres & ein paar Gedanken zu »homöopathischen Laufgadgets«

Berlin hat etwa 560 Brücken mehr als Venedig, fast 1.000 sind es insgesamt. Und da an meiner Laufstrecke unter der Woche so einige davon stehen, habe ich am Dienstag einfach mal die Runde ein Stückchen erweitert, dabei noch eine zusätzliche Brücke ins Programm genommen und vor allem mitgezählt. 12 waren es am Ende, wobei zwei Brücken doppelt gezählt wurden, weil ich dort auf dem Hin- und auf dem Rückweg vorbeigekommen bin. Mit einem kleinen Schlenker hätte ich dabei sogar noch zwei mehr haben können. 🙂

Soweit der Dienstag, denn außer Brücken gab es tatsächlich nicht viel zu sehen. Kaum Tiere am Wegesrand. Und sportlich war es auch nichts Außergewöhnliches, der normale 30er unter der Woche eben. Dem folgte dann aber am Donnerstag ein wenig mehr.

Longrun in den Landkreis Oberhavel

Es stand nämlich der erste Longrun des Jahres auf dem Programm. Zum Thema Longrun hatte ich, falls es jemanden interessiert, schon etwas ausführlicher an anderer Stelle philosophiert. Ich für meinen Teil mache vor dem Mauerweglauf, genauso wie auch schon in vergangenen Jahr, drei Longruns. Einen mit 55, einen mit 65 und einen mit 85 Kilometern. Und der 55er war nun vergangenen Donnerstag dran.

Der Feiertag bot sich ja quasi dafür an. Morgens drehte meine Frau kurz allein ihre Runde, während ich schonmal eine Kleinigkeit frühstückte. Das ist ja bei den Longruns immer Teil des Plans. Während ich sonst zumeist nüchtern laufe, ist bei den Longruns Testen der Ernährungsstrategie angesagt. Und prompt gab es wieder ein Learning: Niemals dicke Brote vor dem Longrun frühstücken!

Nicht, dass es ein echtes Problem war, aber das hat mich so satt gemacht, dass ich die erste Runde »Unterwegsverpflegung« auslassen musste. Aber nach 26 Kilometern war dann wieder genug Hunger da, um die Speicher ein wenig aufzufüllen. Es gab ein Gel – hier setze ich auch dieses Jahr wieder auf die Gels von MNSTRY, ehemals MoN Sports – und reichlich Flüssigkeit. Diese kurze Pause hatte dann gleich zwei Vorteile. Der erste war, dass wir dabei feststellten, dass wir eine Kreuzung zuvor falsch abgebogen waren und damit unsere Route wieder korrigieren konnten.

Der zweite war, dass ich nun jede Menge frische Energie hatte. Wo ich bisher noch mit etwa 6:10 bis 6:15 min/km unterwegs war, ging jetzt die Pace auf 5:35 min/km hoch. Als ich dann eine halbe Stunde später noch ein Gel nahm, ging quasi der Turbo an und die Pace stieg auf 5:10 min/km. Und das hielt ich dann auch auf einem recht langen Stück über sehr sandige Feldwege. Kurzum, das Gel hatte es echt in sich.

Ich hatte ja, meine ich, schon öfter mal die Qualitäten dieser Gels erwähnt und nein, ich bekomme kein Geld dafür, sondern kaufe mir die Dinger, weil ich davon überzeugt bin. Anders als bspw. dieses Maurten-Zeug, das es oft bei großen Veranstaltungen gleich im Dutzend abzustauben gibt, kann man das MNSTRY-Gel wenigstens problemlos essen. Es ist nicht so ein dicker Glibberklumpen, der nach Pappe schmeckt, sondern schon weiches Gel mit richtig viel Geschmack.

Nun denn, ich blieb dabei, alle 8 bis 10 Kilometer ein Gel zu nehmen und ordentlich zu trinken. Denn inzwischen war es auch schon richtig warm. Wie schon letztes Jahr beim 85er wurde es deutlich wärmer und sonniger als vorhergesagt. Trotzdem lief es flüssig weiter und auf den letzten 20 Kilometern blieb ich stabil bei etwa 5:45 min/km. Das ist zwar noch deutlich schneller als das avisierte Renntempo, aber bei einem vergleichsweise kurzen Longrun kann man das schon mal machen.

Am Ende kam ich ziemlich fit ins Ziel, der Magen hatte keine Probleme gemacht und die Ernährung hat funktioniert. Somit kann das durchaus als Erfolg verbucht werden. 🙂

Geruhsamer Wochenausklang

Die drei folgenden Tage war es dafür dann recht ruhig. Am Freitag, ich hatte »Brückentag«, bin ich zwar direkt wieder los, aber eben gemeinsam mit meiner Frau und damit entsprechend langsam und ruhig. Wir sind einfach ganz entspannt die »Grüne Runde« entlang und am Ende noch in den Südpark, wo wir uns die frisch aufgeblühten Blumen anschauten. Nach den Tulpen und dem Rhododendron ist dort nämlich aktuell richtig viel zu sehen.

Der Samstag war ebenso kurz und ruhig, denn es stand mal wieder Sauna auf dem Programm. Das hatte sich ja förmlich aufgezwängt. Erst ein Feiertag für den Longrun, dann ein Brückentag zum Erholen, ein Saunatag für die Gesundheit und dann noch der Sonntag fürs Sofa. Perfekt.

Also sind wir wieder die »Grüne Runde« entlang. Allerdings mussten wir diesmal häufiger anhalten. Es gab nämlich jede Menge Tiere zu sehen. Zuerst kam uns der sogenannte Da-Fuchs entgegen. Der heißt so, weil wir hier einen Fuchs kenne, da einen und dort einen. Sozusagen. 😉

Der Da-Fuchs läuft jedenfalls oft auf der Straße 270 entlang und so tat er es auch am Samstag. Sonst hält er auf Zuruf an und kommt auch mal etwas näher, dieses Mal aber nicht, denn er hatte einen dicken Brocken Beute im Fang, den wollte er wohl nicht hergeben. Kurz darauf sahen wir von weitem den Dort-Fuchs, um dann nochmal hundert Meter später erneut stoppen zu müssen. Da saß nämlich ein schöner Fasanenhahn am Wegesrand.

Und während wir ihm nachschauten, wie er sich langsam verkrümelte, tauchte in der anderen Richtung ein Reh auf. Das beobachteten wir noch eine Weile, bevor es dann weiterging. Aber nur ein paar hundert Meter später hielten wir noch einmal an, denn wieder gab es Fasane zu sehen. Diesmal gleich zwei Hähne. Hach, das ist schon toll, denn diese Tiere sieht man ja eher selten.

Und noch ein bisschen langsamer

Am Sonntag hatte ich erst überlegt, eine Runde über den Mauerweg zu drehen, aber meine Frau hatte keine Lust auf eine Busfahrt und so beschlossen wir, zur Abwechslung mal eine kurze Sonntagsrunde zu machen. Wir hatten dabei die Auswahl zwischen verschiedenen Strecken, die irgendwo zwischen 13 und 18 Kilometern lagen und wollten dann unterwegs an den jeweiligen Abbiegepunkten entscheiden, wie lange wir laufen.

Dabei wurde es dann eine 17 Kilometer lange Runde über die Rieselfelder Karolinenhöhe nach Seeburg und wieder zurück. In Sachen Tempo haben wir dabei noch einmal einen Gang zurückgeschaltet und sind streckenweise sogar mit fast 7 Minuten pro Kilometer unterwegs gewesen. Das ist zwar ungewöhnlich langsam, aber notwendig, denn beim Mauerweglauf muss ich ja auch langsam laufen können. Gehe ich den zu schnell an, wird es nach hinten raus schnell eng.

Tja, und damit wäre ich eigentlich schon fertig, ich muss aber noch etwas anderes loswerden. Das hängt zwar nicht mit meinem Training direkt zusammen, aber durchaus mit dem Laufen.

Laufmäuse, überall Laufmäuse!

Aktuell sieht man nämlich, insbesondere bei Instagram, die lustigen Laufmäuse. Diese Dinger sollen, so verspricht es der Hersteller, die Haltung beim Laufen korrigieren und so für einen besseren, schnelleren und effektiveren Laufstil sorgen. Und das allein dadurch, dass ein Kunststoffdingsbums in der Hand gehalten wird.

Die LAUFMAUS sorgt automatisch für eine natürliche Haltung beim Laufen, Walken und Gehen. Dadurch werden Gelenkbelastungen verringert. Schmerzen und Verspannungen gehören der Vergangenheit an. Bereits nach wenigen Läufen verspürst Du mehr Leichtigkeit und Freiheit. Deine Leistung verbessert sich.

https://laufmaus.run/

Dieses Versprechen ist Grund genug, sich das mal genauer anzuschauen. Schließlich reden wir hier ja von nichts weniger als der totalen Leistungssteigerung, von maximaler Gesundheit und dem Ende aller Laufkrankheiten. Wie also funktioniert das?

Ein an die Form einer sich schließenden Hand angepasster Kunststoffkörper wird mit einer »Klemme« am Zeigefinger fixiert und dieser Körper wird dann beim Laufen schlicht in der Hand gehalten. Das Ganze nennt sich dann Pistolengriff, weil man eine Pistole, so der Hersteller, ebenso hält.  Allein durch das Tragen dieses Kunststoffkörpers wird nun alles besser.

Glaubt ihr nicht?

Ich auch nicht und vermutlich geht es jedem so, der auch nur einen Funken Grips in der Birne hat. Am Ende des Tages ist das alles nämlich nichts anderes, als richtig gutes Marketing: Ein Pfennigartikel aus dem 3D-Drucker wird für richtig viel Geld verkauft. Nicht umsonst wurde diesem Ding bei »Die Höhle der Löwen« der Zuschlag gegeben. Die Geldgeber wussten schon ganz genau, dass hier mit etwas für Werbung das richtig dicke Geld zu machen ist.

Man nehme also den Drive, den schon die Sendung im Fernsehen gebracht hat, gerne ein paar erfolgreichen Läufern einen Haufen Geld dafür, dass sie das Produkt über den Klee loben, Pappe noch einen »Professor Doktor med.« obendrauf, der dem Ganzen etwas wissenschaftlichen Anstrich verpasst und schon rollt der Rubel.

Im Grunde ein genialer Move, dem der unbeteiligte Betrachter schon ordentlich Respekt zollen kann. Aus Schneider Bonbons gemacht, sozusagen. Aber hey, Homöopathie verkauft sich ja auch wie blöde und hat »über den Placebo-Effekt hinaus keinerlei Wirkung«.

Wenn ihr also unbedingt so einen Schrott kaufen müsst, bitte schön, ist ja Euer Geld. Aber hey, macht Euch damit nicht öffentlich zum Löffel. Behaltet es besser für Euch. Oder, was viel schlauer wäre, werft die Dinger in den Müll (Gelber Sack, wichtig! 😉), verbucht das als Fehlkauf. Sowas kommt schließlich in den besten Familien vor. Und wer unbedingt etwas wie eine Pistole in der Hand halten will, nimmt einfach zwei Bananen mit. Dann hat er gleich noch etwas Zucker für den Notfall dabei. 🤭