Trainingstagebuch

Ganz am Anfang war das Wasser

Regen. Die letzte Trainingswoche des Jahres 2023 begann mit Regen und es sah zunächst ganz danach aus, als würde dieser Regen nie wieder enden. Dabei war es Weihnachten und da erwartet man doch eigentlich, dass der Schnee nicht geschmolzen, sondern in lockeren weißen Flocken vom Himmel fällt und dann eine Weile liegenbleibt. Pah, weit gefehlt. Da hatte das Wetter ganz eigene Vorstellungen vom Weihnachtsfest.

Schon am ersten Weihnachtsfeiertag wurden wir früh am Morgen durch klappernde Jalousien und heftiges Getröpfel geweckt. Und da wir immer sehr früh wach werden, mussten wir nun ganz leise sein, denn wir waren ja noch bei meinen Eltern und die wollten wir nicht wecken. Also hieß es ganz leise Aufstehen, Morgentoilette erledigen und in die Laufsachen steigen. Dann raus in den Regen und los.

Okay, ganz am Anfang war es eher ein leichter Nieselregen und meine Frau, die Regen im Gegensatz zu mir nicht wirklich mag, hatte noch die Hoffnung auf ein baldiges Ende. Wir liefen also durch den Regen – und durch den Wald. Denn in der Gegend rund um Beelitz gibt es eigentlich nur zwei Dinge. Spargelfelder und Wald. Und nach einer Regennacht muss man über einen Lauf durch die Spargelfelder gar nicht erst nachdenken. Die Wege sind dann eher Schlammwüsten und an ein halbwegs flottes Vorankommen ist gar nicht zu denken.

Also machten wir uns von Busendorf dem Radweg in Richtung Borkwalde folgend auf und hatten noch kein wirklich festes Ziel vor Augen. In Borkwalde selbst ist es dunkel wie im Bärenpoppes, die paar Laternen am Straßenrand bringen kaum Licht auf die Fahrbahn und der Radweg ist durch ein paar Bäume von der Fahrbahn getrennt. Da kommt dann nichts mehr an. Erst im Ortskern gibt es etwas Licht. Und als wir durch diesen Ortskern durch waren, hatten wir noch keine 5 Kilometer auf der Uhr.

Deshalb beschlossen wir, noch bis zum Bahnhof Borkheide zu laufen und dann umzudrehen. Tja, und dann kam es eben genau so, wie es kommen musste. Kurz vor dem Bahnhof, also kurz bevor wir den am weitesten vom Start entfernten Punkt erreicht hatten, beschloss der Regen, es noch einmal richtig krachen zu lassen. Und das hielt er dann bis kurz vor unserer Rückkehr nach Busendorf ganz tapfer durch.

Fünftausend

Am zweiten Weihnachtsfeiertag, wir waren inzwischen wieder zu Hause, wollten wir ursprünglich die Runde über Kladow machen, also ich laufe vor und treffe meine Frau für den gemeinsamen Rückweg. Aber morgens regnete es dermaßen heftig, dass ich sie nicht dazu bewegen konnte. Sie ließ sich lediglich die kurze Runde nach Seeburg abringen. Dann also die, denn an Weihnachten wollten wir schon gemeinsam laufen gehen.

Als wir starteten, hatte der Regen gerade ein klein wenig nachgelassen, aber sowohl die Wettervorhersage, als auch der Regenradar hatten angekündigt, dass es bis zum jüngsten Tag regnen würde. Also spielte das im Grunde keine Rolle, jede Menge Wasser von oben war garantiert.

Als wir dann in Seeburg ankamen, war so ziemlich genau der Punkt erreicht, an dem ich die 5000 Laufkilometer für das Jahr 2023 erreicht hatte. Juhuu! 🥳🏆

Ich hatte mir zum Jahresbeginn übrigens vorgenommen, wenigstens 2500 Kilometer zu laufen, der Plan wurde also verdoppelt, was durchaus fein ist. Ich bin gespannt, was im nächsten Jahr herauskommt. Was ich aber sofort sagen konnte: Der Regen hat noch einmal gestänkert. Denn wir waren kaum auf dem Heimweg, als es nach und nach weniger wurde und etwa 3 Kilometer vor dem Ziel hörte der Regen einfach ganz auf. Und als wir dann beim Frühstück saßen, kam sogar die Sonne raus. Orrr, wenn man sich einmal im Leben auf den Wetterbericht verlässt.

Waldi

Ab Mittwoch war wieder arbeiten gehen angesagt, weshalb der nächste Lauf erst am Donnerstag stattfand. Wie üblich in der Arbeitswoche. Dabei hatte mich dann zunächst die Wettervorhersage ein wenig gefoppt, denn es hieß, draußen hätte es 3 °C, die sich wohl wie 0 °C anfühlen würden. Also zog ich sicherheitshalber ein langes Trikot drüber. Allerdings fühlten sich die 3 eher wie 8 °C an, weshalb ich nach 3 Kilometern erst einmal das lange Trikot in die Laufweste stecken musste und in kurz-kurz weiterlief.

Am Hohenzollernkanal gab es dann wieder eine Begegnung. Ich traf erneut auf den Dachs von letzter Woche, diesmal habe ich ihn allerdings nicht fast über den Haufen gerannt. Er saß nämlich etwa einen halben Meter neben dem Weg und schaute zunächst, was da für ein Licht des Weges kommt. Als er dann feststellte, dass es ein Mensch ist, flitzte er los.

Allerdings gibt es an dieser Stelle neben dem Weg einen Zaun, hinter dem sich auch sein Bau befindet. In seiner Eile ist er allerdings an einem »Eingang« vorbeigerannt. Dadurch wurde er dann richtig hektisch und versucht immer wieder an Stellen durch den Zaun zu gelangen, an denen es unmöglich ist. Und so rannte er im Grunde immer neben mir her. Ich überlegte dann, ob ich nicht kurz stehen bleiben sollte, damit er sich in Ruhe verstecken kann und nicht unnötig weiter gestresst wird, als er dann doch noch einen Eingang fand und sich durch den Zaun in Sicherheit bringen konnte.

Allerdings schien der nächste Eingang zu seinem Bau noch etwas entfernt, denn er lief noch ein Weilchen, diesmal mit viel Krach durch Unterholz und Gesträuch, neben mir her, bis es dann schlagartig still wurde. Und weil ich allen Tieren, die ich sehr häufig sehe und bei denen ich weiß, dass es sich tatsächlich um die immer gleichen Tiere handelt, Namen gebe, bekam auch der Dachs einen. Waldi soll er heißen. Das liegt darin begründet, dass er bei unserer ersten Begegnung wie ein Hund gebellt hat. Seinerzeit bin ich ihm fast auf den Fuß getreten, was sein lustiges Gebelle zur Folge hatte.

Sturm & Mondschein

Am Freitag ging es gleich weiter mit der Lauferei, denn ich hatte Homeoffice-Tag. Also bin ich früh mit meiner Frau die Runde nach Seeburg gelaufen. Dabei hatten wir zwar, der frühen Stunde wegen, Kopflampen dabei, die waren aber völlig unnötig. Es war Vollmond und gerade als wir losliefen, riss die Wolkendecke auf und es wurde hell. Der Mond schien, ähh, reflektierte streckenweise so hell, dass man fast geblendet wurde.

Dafür stürmte es echt heftig. Auf dem Weg nach Seeburg hatten wir ihn die ganze Zeit von vorn. Besonders auf den Abschnitten über die Rieselfelder Karolinenhöhe und den Og-Berg vor Engelsfelde war es richtig krass. Wenn da eine Böe angeflogen kam, wurde man fast vom Weg geweht. Aber bei einer Hin- und Her-Strecke hat man ja den Vorteil, dass der Gegenwind des Hinweges auf dem Rückweg ein feiner Rückenwind wird. So war es dann auch diesmal. In der Pace hat der Wind tatsächlich zu etwas über 20 Sekunden Unterschied geführt. Wir sind nicht bewusst schneller gelaufen, aber trotzdem war die Pace deutlich geringer als auf der ersten Hälfte.

Darüber hinaus hatte der Wind noch einen Vorteil. Er hat nämlich die Feldwege getrocknet, weshalb wir überhaupt nur den Abschnitt über die Rieselfelder nehmen konnten. Die sind nämlich nach Regenfällen, wie es sie Anfang der Woche gab, mächtig geflutet und modderig. Freitag waren sie aber schön trocken. Einzig die große Wiese im Südpark war komplett geflutet, aber da hat der Wind ohnehin keine Chance. Die ist aber im Winter sehr oft voll Wasser, da sie in einer kleinen Senke liegt und von Hause aus ziemlich moorig ist, also das Wasser gut stehen lassen kann.

Silvesterwochenende

Am Samstag lief ich zunächst allein los, denn wir hatten für beide Tage mal wieder das »Gemischte Doppel« geplant. Ich machte mich also solo auf den Weg nach Kladow und während ich lief, riss die Wolkendecke immer mehr auf. Der Mond hatte, ebenso wie schon tags zuvor, jede Menge Sonnenlicht zu reflektieren und es wurde immer mal wieder ausgesprochen hell. Zumindest dann, wenn die Löcher in der Wolkendecke günstig standen. 😉

Obwohl ich eigentlich nicht allzu schnell machen wollte, war ich eher in Kladow als meine Frau. Weshalb ich noch ein wenig vor dem Krankenhaus Havelhöhe, unserem Treffpunkt, hin und her lief, bis sie dann da war und es gemeinsam wieder heimwärts ging. Als wir durch die Landstadt Gatow durch waren, war auch die Wolkendecke aufgelöst und pünktlich zur blauen Stunde war der Himmel absolut wolkenlos.

Ganz anders als Sonntag, denn da stand ja das gleiche Programm an, nur dass sich die dicke Wolkendecke eisern hielt und es somit insgesamt sehr dunkel war. Dafür habe ich dann kurz bei »Herrn Schnabel« angehalten. »Herr Schnabel« ist ein Graureiher aus Kunststoff, der an der Laufstrecke hinter einem Zaun steht. Und aktuell, es ist schließlich bannig kalter Winter, mit einem Schal bekleidet ist. Nach ein paar Fotos ging es dann weiter Richtung Gatow, wo sich erstmals so richtig die »Oh Shit Map« bezahlt machte.

Gerade als ich an der S-Kurve ankam – so nennen Einheimische den Abschnitt am Übergang von Alt-Gatow zum Kladower Damm – begann mein Unterleib zum rumpeln. So heftig, es fühlte sich an, als drohe eine Mehrlingsgeburt. Und beim Bau der Karte fiel mir seinerzeit auf, dass in der S-Kurve auch eine öffentliche Toilette steht. Vorher habe ich sie nie bemerkt, da ich die Kurve meist direkt an der Hauptstraße nehme und nie im hinteren Bereich. Also flitzte ich dort hin und fand tatsächlich eine wunderbar saubere und obendrein noch kostenlos nutzbare Toilette vor.

Nach der sanitären Entspannung ging es weiter und diesmal kam ich etwas später als meine Frau am Krankenhaus Havelhöhe an. Und das, obwohl ich wegen der Klopause extra ein wenig flotter unterwegs war. Wie dem auch sei, gemeinsam ging es dann wieder mit gemächlicherem Tempo weiter nach Hause. Auf dem Track bei Garmin sieht es dann immer ganz nett aus, denn da erkennt man wunderbar die beiden Streckenhälften mit ihren deutlich unterschiedlichen Geschwindigkeiten.

Tja, und das war es mit der Trainingswoche. Und nicht nur damit, denn auch das Jahr 2023 ist damit erledigt. Und schon morgen geht es weiter, denn das Training für den Mauerweglauf beginnt bald wieder. Vorher, ich hatte das ja schon angedeutet, gibt es aber noch zwei Wochen Pause, nämlich die Januarwochen zwei und drei. Da werde ich planmäßig operiert und darf dann zwei Wochen nicht laufen gehen. Aber bis dahin ist ja noch ein klitzekleines bisschen Zeit. 🙂

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