Wildschweine, lahme Beine, Regen & am Ende etwas Sightseeing in der großen Stadt
Die vergangene Woche war irgendwie echt anstrengend. Und das, obwohl eigentlich nur das übliche Programm abgespult wurde. Also fast, denn zunächst gab es ja am Ostermontag feiertagsbedingt einen zusätzlichen Lauf. Und weil ich schon wusste, dass am Wochenende etwas weniger gelaufen wird, habe ich mich morgens auf die Mauerwegrunde aufgemacht.
Dabei lief ich dann an der Badewiese bei der Villa Lemm beinahe in eine Rotte Wildschweine hinein. Wenn man eine Strecke oft genug gelaufen ist, finden die Beine den Weg ja schnell allein und so habe ich irgendwie auf gar nichts geachtet, bis plötzlich ein großes Borstentier im Schein meiner Kopflampe auftauchte. Ich schaute auf und sah mich dann einer ziemlich großen Rotte gegenüber, die auf dem Weg und auf der Wiese verteilt nach Frühstück suchte.
Lahme Läufe unter der Woche
Und weil sich die Bande einfach nicht vertreiben ließ, musste ich eben umdrehen und einen kleinen Umweg laufen. Komisch eigentlich, normalerweise geben die Borsties Fersengeld, wenn man kurz mal etwas in ihre Richtung ruft. Nun ja, da lockte wohl leckeres Futter. Da würde ich auch nicht wegrennen. 😉
Dienstags gab es dann wieder Alltagstrott und damit auch den üblichen Lauf in Charlottenburg und Wedding. Allerdings waren die Beine echt lahm. Das dürfte daran gelegen haben, dass ich Montag einfach fast nichts getrunken habe und Flüssigkeitsmangel zeigt sich ja gern in lahmen Beinen. Also Leute, das heutige Learning ist: Immer ausreichend trinken!
Außerdem hatte mich heftiger Wind begleitet. Solange der von hinten kam, war es ja durchaus in Ordnung. Aber wie so oft, immer wenn man besonders lange Geraden auf der Strecke hat, kommt der Wind von vorn, ist man in guter Deckung, würde er von hinten kommen. Anschiss auf der ganzen Linie, sozusagen. Aber ich habe es überlebt.
Dafür gab es dann am Donnerstag – wieder die Runde um Kaserne und Krankenhaus – endlich mal wieder richtigen Regen. Leider nicht die ganze Zeit, aber beinahe die komplette erste Hälfte. Richtig angenehmer Landregen, so wie ich es beim Laufen mag. Was dann ein netter Ausgleich für die immer noch ein wenig lahmen Beine war. Etwas unangenehm war es dann nur, als der Regen aufhörte, denn da wurde es windig und nass im kalten Wind ist es ja deutlich weniger nett. Nur hat das trotzdem einen Vorteil, denn so hat man wenigstens wieder einen Grund zum Jammern. 😆
Der Freitag war Homeoffice-Tag, also begleitete ich früh meine Frau auf der »Grünen Runde«. Ganz gemütlich drehten wir die Runde, denn sie wollte vor dem anstehenden Halbmarathon nicht allzu schnell unterwegs sein. Tapering und so, ihr wisst ja Bescheid. Dabei gab es dann einen tollen Sonnenaufgang zu sehen, der ein Vorzeichen für das anstehende Wochenende sein sollte, denn das wurde richtig sonnig und warm.
»Regenerationslauf« in der Berliner City aka Generali Berliner Halbmarathon 2024
Samstag habe ich mal ausfallen lassen, denn meine Frau machte nur einen kurzen Lauf zum Streakerhalt und ich wollte mal einen Restday einlegen. Schließlich war Sonntag Halbmarathontag. Und der war in diesem Jahr schon echt heftig. Zunächst gab es eine Rekordteilnehmerzahl. 39.000 Läufer hatten sich angemeldet und wenn man mal etwa 1.000 wegrechnet, die aus allerlei Gründen nicht an der Startlinie standen, bleibt immer noch eine echt stattliche Zahl übrig.
Dazu kam doch recht warmes Wetter, es waren mindestens 25 Grad angesagt und alle hofften, dass der ebenfalls angekündigte Saharastaub wenigstens für genug Bewölkung sorgen würde, dass es nicht allzu warm wird. Soviel sei verraten. Es wurde echt warm. Nun denn, für mich eigentlich optimale Bedingungen: Ich laufe gern bei Hitze, der Mauerweglauf im August bringt ja gern auch mal 35 und mehr Grad mit, die Distanz ist eher im unteren Segment angesiedelt und da ich meine Frau begleiten wollte, war auch kein hohes Tempo angesagt. Optimale Bedingungen also, für einen feinen Regenerationslauf.
Anders als im letzten Jahr, wo es zum Halbmarathontag unangenehm frisch war, stand diesmal die Sonne schon hoch über dem Start und es war herrlich warm. Man, was habe ich nach dem langen Winter auf so einen Tag gewartet! Die Stimmung im Startgebiet war enorm und verhieß ein tolles Rennen. Da ich eine Zielzeit von irgendwas um die 2 Stunden 15 Minuten angegeben hatte, landeten wir in Startblock F, es ging also erst 10.50 Uhr los.
Erstaunlich war, dass diesmal von der Startlinie an die Strecke bis zur Goldelse von Zuschauern belagert wurde. Normalerweise ich nach hundert Metern Schluss und die Zuschauer stehen erst wieder später an der Strecke. Das Wetter hatte also gelockt. Sehr schön. Also machten wir am Anfang etwas mehr Trab, um einen kleinen Puffer für Getränkepausen herauszulaufen. Es war nämlich geplant, an jedem VP etwas zu trinken.
Damit kamen wir super durch und bei Kilometer 13 stand eine Zeit unterhalb von 2:05 am Horizont. Dann wirkte aber die Hitze und meine Frau bat mich, so eine, zwei oder besser gleich zwölf Kohlen herauszunehmen. Also runter mit dem Tempo. Ich versorgte sie kurz mit etwas Kohlehydraten und geruhsam ging es weiter. Die Hitze machte ihr deutlich zu schaffen. Aber da das Rennen ohnehin jemand anderes gewinnen würde – oder zu diesem Zeitpunkt vielmehr schon gewonnen hatte – ging es eben gemütlicher weiter.
Das war auch nicht ganz unklug, denn je näher das Ziel kam, umso mehr Läufer lagen in medizinischer Behandlung am Streckenrand. Überall standen Rettungswagen mit Blaulicht, mehr als vom Veranstalter vorgehalten werden konnten, es war also auch die Regelrettung der Berliner Feuerwehr zu Hauf mit im Spiel. Und zur Sicherheit verzichteten wir deshalb auch auf den obligatorischen Endspurt.
Trotzdem stand am Ende mit 2:12:28 eine neue Bestzeit für meine Frau auf der Uhr, also haben wir tatsächlich alles richtig gemacht. Und Bestzeiten waren diesmal ohnehin selten, selbst starke Läufer:innen hatten Einbrüche und/oder mussten komplett aus dem Rennen aussteigen. Und im Zielgebiet sah man deutlich mehr erschöpfte Gestalten und Gesichter als sonst.
Außerdem zeigte sich im Zielgebiet wieder die Masse an Teilnehmern. Schon auf der Strecke gab es diesmal keinen Moment, an dem die Strecke ein wenig freier wurde, aber im Zielgebiet war es dann wieder eine echte Massenveranstaltung mit Stehen, Schieben und Warten. Wir trafen dabei noch auf ein paar bekannte Gesichter von Instagram und auch der weltweit bekannte Pineapple Marathon Runner stand für ein schnelles Foto mit mir bereit.
Tja, und das war er dann auch schon, der Halbmarathon. Eine grandiose Veranstaltung, die völlig zu Recht in die Reihe der Super Halfs aufgenommen wurde. Und mal schauen, vielleicht holen wir uns ja tatsächlich auch noch die ganz dicke Medaille für die Teilnahme an allen Rennen. Berlin haben wir jetzt, Kopenhagen, Cardiff, Valencia, Lissabon und Prag klingen extrem interessant und sind gut erreichbar. Warten wir es mal ab …