Events,  Trainingstagebuch

Die Berliner Generalprobe zum Abschluss der Regeneration

Nun ist es ja nicht unbedingt nötig, dass ich vor einem Marathon eine Generalprobe mache. Jeder wird mir vermutlich auch so glauben, dass ich die Marathondistanz auf Zuruf vor dem Frühstück erledige. Aber das, was früher einmal der Sportscheck Stadtlauf in Steglitz war, nennt sich derweil so. Generalprobe. Also vollständig heißt es, „Berliner Straßenlauf – Die Generalprobe“, denn schon etliche Jahre wird genau dieses Laufevent als Generalprobe für den BMW Berlin Marathon angesehen.

Die Regeneration nach dem Mauerweglauf ist dabei noch nicht ganz abgeschlossen, denn die beine sind immer noch etwas schlapp und vor allem macht mir die Wadenbeinprellung mächtig zu schaffen. Trotzdem habe ich in der letzten Woche die Beine nicht nur hochgelegt, sondern einige Kilometer abgespult. Grundsätzlich geht das schon wieder ganz gut, lediglich das Tempo fehlt noch völlig. Wo ich vor einigen Wochen noch bei ganz gemütlichem Rhythmus eine Pace von etwa 5:20 min/km gelaufen bin, benötige ich aktuell wenigstens eine Minute mehr pro Kilometer.

Da aber in diesem Jahr, schon allein wegen der zeitlichen Nähe zum Mauerweglauf, ohnehin keine Bestleistungen geplant waren, störte das nicht weiter. Erlebnis vor Ergebnis, sozusagen.

Alltagsroutine

Bevor es aber auf „Medaillenjagd“ gehen konnte, standen insgesamt drei Trainingsläufe auf dem Wochenplan. Dienstag und Donnerstag die üblichen Halbmarathons, die allerdings weitgehend ereignislos abliefen. Einzig die Fülle an bewegung und leben am Donnerstagmorgen war erstaunlich. Schon um halb drei, als ich zunächst zur Arbeit radelte, waren erstaunlich viele Menschen unterwegs, in fast jeder Bushaltestelle saßen Menschen und warteten und auch sonst gingen und/oder taumelten jede Menge Leute durch die Straßen.

So richtig erklären lässt sich das nicht. Es war eine warme Nacht, wie aber auch schon alle Nächte davor. Vielleicht lag es an dem Datum, denn mittwochs ist ja in vielen Clubs Partynacht und zeitlich lag der Tag so, dass es gerade Geld gegeben haben müsste, sodass die Menschen wieder flüssig waren. Auf der Arbeit am Feuerwehrnotruf nannten wir das immer „Lohntütenball“, wenn die Nacht mit besonders vielen Einsätzen aufwartete, weil bedingt durch mehr liquide Mittel auch mehr Party gemacht wurde. Aber ich schweife ab … 😉

Rein in Bezug auf das Trainming war es also ereignislos und auch der Samstag war quasi Normalprogramm, gemeinsam mit meiner Frau stand ihre Samstagsrunde auf dem Programm, die wir in aller Gemütlichkeit abspulten und uns danach in Richtung Steglitz aufmachten, um unsere Startnummern für den Sonntag abzuholen.

Berliner Straßenlauf – Die Generalprobe

Der Sonntag selbst begann dann gleich erstmal mit etwas Ärger. Wir waren auf dem Weg zum Bus, der uns zum Bahnhof Zoo bringen sollte. Dabei hatten wir ein paar Minuten Puffer geplant, aber die genügten nicht. Der Bus kam einige Minuten zu früh und fuhr uns direkt vor der Nase weg. Was natürlich extrem schlecht ist, denn wenn der Bus für ein nicht unerhebliches gebiet der Zubringer zu einem größeren Event und fahrplanmässig nur alle 20 Minuten unterwegs ist, sollte er schon verlässlich fahren.

Also planten wir fix um, machten uns auf zum Bahnhof Spandau und nahmen noch fix den Regionalexpress zum Bahnhof Zoo. Dort ging es dann zur U-Bahn Richtung Steglitz und ab hier sah man auch deutlich, dass da mal wieder ein paar Laufschuhe durch die Stadt bewegt werden sollen. Mit jeder Station wurde es voller und am Walter-Schreiber-Platz, wo sich auch Start und Ziel befanden, schob sich eine dicke Schlange Sportler aus dem Tunnel die Treppen hoch.

Da wir Taschenaufbewahrung gebucht hatten, sollte als erstes die Tasche mit den Wechselsachen abgegeben werden. Wir kämpften uns also durch die massen, entlange von langen Schlangen wartender Menschen. Das kennt man ja, vor dem Lauf stehen die Massen an den Toiletten an und es bilden sich meterlange Ketten. Nun, als wir dann an der Gepäckaufbewahrung ankamen, durften wir feststellen, dass die letzten etwa 200 Meter Schlange nicht an der Toilette, sondern genau hier anstanden. Also wieder zurück und Daumen drücken, dass die verbleibenden 20 Minuten bis zum Start ausreichen, um den Beutel noch loszuwerden.

Insgeheim machte ich mich schon mit dem Gedanken vertraut, die 10 Kilometer einfach mit dem ganzen Plunder auf dem Rücken zu laufen. Aber erstaunlicherweise kam irgendwann gut Bewegung in die Schlange und es ging dann richtig flott voran. Wir wurden die Klamotten los und gingen rüber zum Start, der nur noch wenige Meter entfernt war.

Der Start selbst wurde dann um drei Minuten verschoben, wobei aber unklar blieb, aus welchem Grund das nötig wurde. Vielleicht gab es ja Probleme mit den Straßensperrungen. Berliner Autofahrer sind ja nicht unbedingt bekannt dafür, Sperrungen zu beachten und oftmals muss deshalb bei solchen Veranstaltungen etwas mehr nachdruck durch die Polizei her, damit die Läufer sicher über ihre Strecke kommen.

Wie dem auch sei, irgendwann trötete das Startsignal und irgendwo vorn liefen die ersten los. Wir schafften es dann gegen 09.07 Uhr auch über die Startlinie und starteten geplant gemütlich ins Rennen. Und dennoch waren wir wohl zu flott für viele, die sich weiter vorn in den Startblock gestellt hatten, denn die ersten zwei Kilometer ging es leicht bergauf und es bremste nicht nur die Gravitation, sondern auch jede Menge langsame Läufer:innen. Ein Problem, dass es wohl bei jedem Volkslauf gibt. Der Traum, dass sich jeder passend zu seinem Leistungsniveau in den Startblock sortiert, wird wohl immer ein Traum bleiben.

Irgendwann zog sich aber das Feld deutlich auseinander und so konnten wir ganz gemütlich unsere Runde drehen. Dabei zeigte sich dann, dass wir tatsächlich ein wenig flotter unterwegs waren, als wir zunächst geplant hatten. Limitierender Faktor war dabei mein linkes Bein, das ich wegen der Prelllung nicht zu sehr belasten wollte, aber bis dahin meldete es sich noch nicht und so ließ ich die Sache laufen. Sprichwörtlich. 😉

Allerdings waren wir nicht schnell genug für den ersten Läufer auf der Halbmarathondistanz, denn kurz bvevor wir zum Ziel kamen, ertönten von hinten Lautsprecherdurchsagen, die uns aufforderten, uns möglichst weit rechts zu halten, da der Führungsläufer im Anmarsch ist. Ordentlich, der hatte die Runde also zweimal geschafft. In der Zeit, die wir für eine Runde benötigt hatten. Was aber vermutlich auch der Tatsache geschuldet war, dass er einen etwas anderen Anspruch hatte, als wir. Würde ich jetzt zumindest mal behaupten. Dafür mussten wir dann aber auch nicht auf irgendwelche Treppchen steigen, sondern bekamen direkt im Ziel die Finishermedaille in die Hand gedrückt.

Nix los in der großen Stadt

Wie schon eingangs gesagt, stand für uns diesmal das Erlebnis im Vorderund, das leider nicht ganz den Erwartungen entsprach. Klar, man kann nicht soviel Party und Publikum erwarten, wie beim Halbmarathon oder gar beim Marathon, aber ein wenig war bei diesem Lauf bisher immer los. Aber in diesem Jahr war an fast der gesamten Strecke absoluter Totentanz angesagt, das einzige Geräusch war das allgegenwärtige Tappsen der Laufschuhe auf dem Asphalt. Das war schon ein wenig schade. Und auch im Zielgebiet war deutlich weniger los, als noch in den Vorjahren. Mir fällt allerdings kein wirklich brauchbarer Grund dafür ein. War es vielleicht der „Zug der Liebe“ am Vortag, von dem sich die Leute noch erholen mussten? Eigentlich kaum vorstellbar.

Egal, denn uns hat es trotzdem Spaß gemacht und meine Frau hat sich über die Zeit von nur knapp über einer Stunde wirklich gefreut. Und fast hätte es sogar noch richtig gepasst, denn dieser Lauf war für sie der Tag 364 in ihrem aktuellen Runstreak, sie ist damit also (fast) ein jahr lang jeden Tag midestens 1 Meile gelaufen. Herzlichen Glückwunsch! 🙂