Events,  Trainingstagebuch

Eine ruhige Trainingswoche mit einem netten Marathon zum Abschluss

Die letzte Trainingswoche – Trainingswoche klingt in diesem Zusammenhang auch ganz witzig! ? – begann gewohnt entspannt und bei den beiden Läufen unter der Woche geschah eigentlich nichts, worüber es zu berichten lohnt. Schade eigentlich, denn langweilig waren die Läufe eigentlich nicht. Aber manchmal ist es eben Routine und die wurde in dieser Woche von den Ereignissen verdrängt, die noch viel intensiver im Gedächtnis sind.

Die Woche endete schließlich mit dem 49. BMW Berlin Marathon!

Aber okay, ein kleines bisschen gab es schon, denn nachdem der Dienstagslauf so gut wie keine Begegnung mit sich gebracht hatte, fühlte sich der Donnerstagslauf wie ein Spaziergang durch den Zoo an. Auch wenn dieser Zoo nur Kaninchen, Füchse, Dachse und Waschbären beherbergte. Mit dabei auch »Waschbär Klaus«, der einzige an meiner Strecke, der von mir einen Namen verpasst bekommen hat. Der lebt nämlich auf einem Baum direkt an der Strecke und begrüßt mich regelmäßig, am Wegrand sitzend.

Auch der Samstag muss noch fix erwähnt werden, auch wenn hier ebenfalls Routine angesagt war. Also die obligatorische Laufrunde mit meiner Frau, einmal ein Stück an der Havel entlang bis Gatow und dann über die Rieselfelder Karolinenhöhe zurück. Und da wir ausgesprochen früh unterwegs waren, gab es nicht einmal einen Sonnenaufgang zu sehen. Deshalb mussten dann auch fast die ganze Zeit, besonders eben an der Havel und in den Rieselfeldern, die Kopflampen leuchten. Aber so eine TaschenlampenRUNderung hat ja auch etwas für sich.

42,2km durch die große Stadt

Aber kommen wir zum Marathon. Ich selbst hatte in diesem Jahr keine großen Ziele und dass ich die 3 Stunden und 46 Minuten aus dem Vorjahr nicht angreifen kann, war mir auch klar. Zu langsam sind die Beine noch, was nach dem Mauerweg auch nicht verwundert. Außerdem bin ich da auch nicht von der Höher- und Schneller-, sondern eher von der Weiter-Fraktion. Aber einer meiner Laufbuddies wollte seinen ersten Marathon laufen.

Also bot ich ihm an, ihn einfach zu begleiten und dabei ein wenig zu pacen. Das kam ihm ganz gelegen und so sortierte ich mich eben nicht im Startblock F, sondern etwas weiter hinten, in Block J ein. So weit hinten zu starten war auch eine Premiere für mich und es fühlte sich dort tatsächlich so voll an, wie man es sich sonst vorstellt. Ja klar, voll ist es vorne auch, aber hinten fühlt es sich noch einen Tacken voller an.

Das Ziel war, unter 4 Stunden und 30 Minuten zu bleiben. Das sollte locker möglich sein. Für mich ohnehin, denn mein gewöhnliches Lauftempo am Sonntag, mit dem ich immer zwischen 34 und 38 Kilometer laufe, würde in etwa 20 Minuten eher die Ziellinie bringen. Also fasste ich grob die 4 Stunden und 25 ins Auge, damit ein kleiner Puffer für Notfälle vorhanden ist. Was auch gut war, aber dazu später mehr.

Während wir auf den Start warteten, gab es das übliche Gehopse und Gewackel, animiert durch den Sprecher und während eben noch jede Menge Zeit war, ging es dann ganz plötzlich los. Alles schob zum Start und wir machten uns auf den Weg. Kurz hinter der Startlinie war jede Menge orange Farbe auf der Fahrbahn, zu deren Herkunft ich die »Letzte Generation« vermutete. Womit ich dann auch richtig lag.

Die ersten Kilometer bei einer derart großen Laufveranstaltung sind ja zumeist die schwierigsten, denn man kann kaum frei laufen. Immer wieder muss man sich zwischen langsameren Läufern durchquetschen, immer wieder läuft ein langsamerer Läufer plötzlich ohne zu schauen quer und irgendwie habe sich viele bei der Anmeldung total überschätzt und passen deshalb nicht in den zugewiesenen Startblock.

Gerade letzteres ist in den vorderen Blöcken ein echtes Problem. Anfänger, die endlich mal einen Marathon laufen wollen, rechnen für die Zielzeitangabe bei der Anmeldung einfach ihre 5- oder 10km-Zeit hoch und geben diese dann an. Was natürlich fernab jeglicher Realität ist und dann schnellere Läufer unnötig behindert. Ebenso fehlt bei Laufveranstaltungen die Disziplin, die man von Radrennen kennt. Dort wird nämlich bei einem Spurwechsel Schulterblick gemacht und der Wechsel auch angezeigt. Das machen bei Laufveranstaltungen nur sehr, sehr weniger Teilnehmer.

Aber genug gemeckert, zurück zum Lauf selbst. Weil ich ja nun ohne Rekordambitionen unterwegs war und einfach nur eine vergleichsweise geruhsame Zeit laufen musste, konnte ich den Berlin Marathon endlich mal ganz ohne Tunnelblick genießen. Ich musste nur aufpassen, dass ich meinen Laufbuddy nicht verliere, ansonsten durfte der Blick schweifen und alles aufsaugen.

Und anders als noch Anfang des Jahres, als ich mit meiner Frau beim Generali Halbmarathon dabei war, war diesmal auch wieder richtig Stimmung in der Stadt. Fast die komplette Strecke war gesäumt von begeisterten Menschen, die die Läufer enthusiastisch anfeuerten. Immer wieder Trommler, immer wieder Bands, immer wieder Party mit jeder Menge Musik. Da wundert es doch tatsächlich, dass manch Läufer selbst mit einer kleinen Box unterwegs war, um damit Musik zu hören. Oder gar mit Kopfhörern lief, was nicht nur nicht gern gesehen und ganz streng genommen verboten ist, sondern auch echt dumm. Schließlich verpasst man damit die ganze Party.

Der Lauf selbst verlief dann wie erwartet entspannt, bis zur Halbmarathondistanz waren wir ein wenig schneller unterwegs, aber das war auch der Plan, denn langsam wird man ja von ganz allein. Nach zwei Dritteln der Strecke kam es dann auch so und bei Kilometer 34 mussten wir einen richtigen Gang runterschalten, da mein Laufbuddy langsam an seine Grenze kam. Aber das war alles drin, denn wir hatten einen hinreichend großen Puffer herausgelaufen.

Bei Kilometer 41, das Ziel war quasi zum Greifen nah, stoppte dann für uns das Rennen. Mein Laufbuddy hatte einen fiesen Krampf im Oberschenkel und den mussten wir »heraus therapieren«. Ich kramte mein letztes bisschen Wissen aus der eigenen Physiotherapie heraus und nach zwei oder drei Minuten war das Problem weitgehend gelöst. Jetzt ging es noch etwas langsamerer weiter, um noch einen Krampf zu vermeiden und kurze Zeit später liefen wir über die Ziellinie. Die eigene Zeitmessung sprach dabei von 04:25:35, was Hoffnung machte, dass auch die offizielle Zeit noch im geplanten Bereich ist. Was sie dann mit 04:29:35 auch war. Zack, Ziel erreicht. Und das mit beinahe einer Punktlandung. 🙂

Tja, und damit war der Marathon auch schon wieder vorbei. Für mich war es dabei ein echtes Erlebnis, denn wie schon anfangs erwähnt, konnte ich ja ohne den üblichen Tunnel laufen, in dem man sich voll und ganz auf sein Rennen konzentriert. Ich habe einfach die riesige Party in der Stadt genossen und damit einen echt tollen Tag erleben dürfen. Und dass dann am Ende noch die Punktlandung herauskam, machte die Sache richtig rund.

Und sonst so?

Das Rennjahr 2023 ist damit ja nun fast vorbei. Fast, denn es steht noch der Sportscheck Stadtlauf ins Haus, der in diesem Jahr wieder auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof und vor allem als Night-Edition stattfindet. Dafür fällt dann der Halloween-Run für uns aus, der aber ohnehin nicht an Halloween, sondern etwas früher stattfindet, was dann ja auch irgendwie blöd ist.

Also geht es lediglich mit dem Training weiter. Mal sehen, ob ich da von allein wieder zu altem Tempo zurückfinde, oder ob ich ganz gezielt ein paar entsprechende Einheiten einbauen muss. Denn auch wenn das Tempo im Grunde egal ist, irgendwie hat man sich ja an bestimmte Zeiten gewöhnt. Aber das wird sich alles noch ergeben. 🙂