Von heißen Nächten, erwachenden Waschbären & knatternden Hühnervögeln
Wenn ich dachte, beim Halbmarathon wäre es warm gewesen, dann hatte ich nicht mit dem darauf folgenden Dienstag gerechnet. Zugegeben, es war, allein was die Temperaturen betrifft, tatsächlich weniger warm, aber durch ziemlich hohe Luftfeuchtigkeit fühlte es sich echt tropisch an. Und selbst als ich Nacht kurz nach zwei Uhr loslief, schwitzte ich mehr als beim Halbmarathon in der Mittagssonne.
Allerdings sorgte die Wärme der Nacht auch dafür, dass jede Menge Menschen unterwegs waren. Fast überall wo ich lief, mal abgesehen vom stockdunklen Weg am Hohenzollernkanal, traf ich auf übriggebliebene Partygänger und ähnliche Leute. Und je nach Alkoholisierungsgrad feuerten die mich dann auch mehr oder weniger intensiv an. 😉
Der Weg führte mich dabei wieder einmal zum Bäcker, weshalb ich die Strecke am Ende ein wenig abwandelte und über die Paulsternstraße zurücklief. Damit passte es dann am Ende wieder für die 30 Kilometer, während die übliche Strecke ja für einen Extrakilometer gesorgt hätte.
Beim Thema »früh am Morgen zum Bäcker« fällt mir ja noch eine Schote ein. Demletzt hatte ich ja berichtet, dass ich früh auch zum Bäcker musste, aber Kleingeld vergessen hatte. Ich hatte daraufhin die grandiose Idee, einfach etwas Geld in meine Handytasche zu stecken, die ich beim Laufen benutzte. Das ist so ein unhandliches, aber wasserdichtes Ding, mit einem Fach im Deckel. Tja, als ich dann einen Fünfer dort hereinstecken wollte, sah ich es. Ich hatte auch vorher schon mal diese Idee gehabt und schlicht vergessen. Kurzum, als ich verzweifelt durch die große Stadt lief, um eine Brötchenquelle mit Kartenzahlung zu finden, hatte ich die ganze Zeit Bargeld dabei. 🤦
Die Waschbären erwachen
Am Donnerstag konnte ich frühmorgens um ein Uhr erstmal meine Kollegen beobachten. Denn während ich über die Schulenburgbrücke fuhr, sah ich aus dem Augenwinkel ein wenig Blaulicht unterhalb der Brücke und bei genauem Hinsehen sah ich dann auch jede Menge Feuerwehrleute. Und die waren damit beschäftigt, ein brennendes Schiff zu löschen. Dabei handelte es sich um einen alten, mit jeder Menge Gerümpel voll gestellten Schubkahn, der schon seit über einem Jahr dort festgemacht war.
Beim Lauf, der dann wie üblich von Arbeit aus startete, zeigte sich, dass die Waschbären aus ihrer Winterruhe zurück sind. Aus allen Baumgruppen und Waldstücken entlang meines Weges blitzten mich Augen an, die im Schein meiner Kopflampe strahlten. Ein Waschbär wollte gerade über einen Zaun klettern, als ich des Weges kam. Tja, wer gerade oben auf dem Zaun angekommen ist, sollte sich nicht hektisch umdrehen. Er tat es trotzdem und plumpste dann hinab, wo er auf dem Popo landete und mich erstmal verdutzt ansah, bevor er die endgültige Flucht ergriff. Wenigstens einer der Waschbären war mutig oder neugierig genug, sodass ich ihn fotografieren konnte.
Freitags gab es wieder einen Lauf nebenbei, denn wegen Homeoffice hatte ich die Gelegenheit, früh die Runde mit meiner Frau zu laufen. Dabei haben wir mal wieder die »Grüne Runde« gewählt. Und langsam kommt der Frühling richtig durch, sodass die Runde ihrem Namen auch wieder alle Ehre macht. Auf den Rieselfeldern Karolinenhöhe ist die Natur in den letzten Tagen förmlich explodiert. Die Bäume haben endlich wieder Blätter und überall sind Blüten zu sehen.
Und nicht nur das, auch den ersten Fasan für dieses Jahr durfte ich aufscheuchen. Der Fasan hatte wohl nicht ganz aufgepasst und lief direkt vor mir auf den Weg. Um dann panisch davon zu knattern. Denn wer mal einen Fasan auf der Flucht erlebt hat, weiß, dass es mächtig gewaltig knattert, wenn ein Fasan eiligst loszufliegen versucht. Ganz anders übrigens, als die Fledermäuse, die auch langsam wieder unterwegs sind. Von denen sah ich letzte Woche schon einige und auch Samstag umschwirrten sie uns an der Scharfen Lanke.
Am Ende der Runde ging es durch den Spandauer Südpark, wo wieder jede Menge Blumen gepflanzt wurden. Also war auch dort ein wahres Blütenmeer zu sehen. Hach! 🙂
Auch am Samstag war die »Grüne Runde« angesagt, allerdings bin ich die nachher doch allein, denn meine Frau musste wegen eines »natürlichen Problems« schon bei der Villa Lemm umdrehen. Ich habe dann die Strecke ein wenig abgewandelt und bin quasi die Originalroute gelaufen, die wir bei dieser Runde ursprünglich immer genommen haben.
Noch mehr »Knattertiere«
Die Originalroute führt dabei im Grunde der Straße 265 folgend von Gatow bis zum Landschaftsfriedhof. Und kurz vor dem Friedhof biegt sie rechts ab, um dann in nördlicher Richtung zur Straße 270 zu führen. Und genau an dieser Abbiegung federte ich dann gemütlich um die Ecke und vor mir stand plötzlich eine ganze Truppe Fasane. Ein Hahn nebst drei Hennen, etwa vier Meter vor mitten auf dem Weg. Ich blieb stehen und schaute in acht Augen.
Es dauerte dann eine Schrecksekunde, bis ich mir dachte: »Uiuiui, jetzt aber schnell das Handy raus und Fotos gemacht!«. Zur gleichen Zeit dachten dann aber wohl die Fasane: »Uiuiui, ein Mensch, nix wie weg hier!«. Und just als ich meinen Plan umsetzte und zum Handy griff, setzten die vier Hühnervögel ihren Plan in die Tat um und knatterten davon. Und wenn schon einer dieser Vögel dabei richtig Krach macht, dann bringen vier davon mal richtig Lärm übers Feld.
Aber nicht nur das Intermezzo mit den Fasanen machte die Runde richtig schön, auch der Sonnenaufgang war richtig toll. Zuerst durfte ich ihn unten an der Havel und dann noch einmal auf den Rieselfeldern genießen und natürlich auch umfassend fotodokumentieren. Was zwar dazu führte, dass ich ständig stehen blieb, aber wo kein Trainer, da kein Richter. Oder so. 😉
Am Sonntag fehlte der Sonnenaufgang dann ein wenig, aber die Wetterfrösche hatten ja ohnehin Bewölkung und Regen angedroht. Ich hatte mir die Heilandskirchenrunde auf den nicht existierenden Plan geschrieben und nahm mir vor, das Ganze möglichst ruhig anzugehen. Samstag war nämlich Saunatag und da weiß ich nie genau, ob ich den Flüssigkeitsverlust auch wirklich korrekt wieder aufgefüllt habe.
Allerdings brachte schon die erste Zwischenzeit, auch wenn ich wirklich ganz entspannt lief, ungewollte Zahlen. Die Pace war nämlich locker eine halbe Minute zu schnell. Ich versuchte dann etwas langsamer zu machen, das klappte aber nur so semi-gut. Da ich aber ganz locker vorankam, beließ ich es beim Versuch und machte eben so weiter. In Sacrow lag der Durchschnitt dann mit 5:39 min/km noch immer gut 20 Sekunden unter dem eigentlichen Plan.
Vor Groß-Glienicke kommt auf dieser Route ein fieser Anstieg, der dann tatsächlich jede Menge Saft zog und beim Treffpunkt mit meiner Frau, nach etwa 22,5 km war ich schon ordentlich schlapp. Ich drückte mir ein Tütchen Kohlehydrate rein, aber auch das zündete nicht richtig. Klar, es war auch eher Flüssigkeitsmangel. Der konnte dann aber in Seeburg behoben werden, wo neben der Kirche ein kleiner Friedhof ist, der gleich drei Wasserhähne anbietet. Und bevor Fragen kommen: Ich habe nur einen probiert, weiß also nicht, ob es unterschiedliche Geschmacksrichtungen gibt.
Und damit wäre auch die 15. Trainingswoche in 2024 umfassend ausgewertet. Es sind noch 125 Tage bis zum Mauerweglauf, die ersten Longruns stehen also bald ins Haus. Mal schauen …