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Erlebnis vor Ergebnis – Die Mecklenburger Seenrunde 2024

Am 24. und 25. Mai fand die »10. Mecklenburger Seen Runde« statt. Und ja, das wird wirklich so komisch auseinander geschrieben. Ich schreibe es aber ab hier dann wieder richtig, denn ich mag dieses wortweise getrennt schreiben einfach nicht. Man möge mir verzeihen. 😉

Jedenfalls war ich auch dabei. Für mich war es die insgesamt 6. Teilnahme und wie immer fuhr ich mit meiner ehemaligen Chefin, die schon eine Teilnahme mehr auf der Uhr hat. Und da wir als Feuerwehrleute das »schindern in der Nacht« durch den Schichtdienst gewohnt sind, starten wir immer am Freitagabend und fahren die Nacht hindurch. Diese Idee hatten dieses Jahr auch deutlich mehr Leute als sonst, denn auf dem Veranstaltungsgelände war mächtig was los.

Das Starten in der Nacht hat auch gleich noch echte Vorteile, denn die Straßen sind deutlich leerer als tagsüber, die Depots sind deutlich leerer als tagsüber und die Toiletten sind deutlich unbenutzter als tagsüber. Am Samstagmorgen starten dann gleich über tausend Leute, was dann entsprechenden Andrang an den Depots bedeutet, wo es dann reichlich Gedränge an den Verpflegungstischen gibt. Und zwischen all den vielen Radlern gibt es dann auch noch den normalen Straßenverkehr, denn die MSR findet nicht auf abgesperrten Straßen statt.

Das wäre wohl auch gar nicht möglich, denn die Runde führt über 300 Kilometer weitreichend um die Müritz herum. Der Start ist dabei in Neubrandenburg, von wo aus es im Uhrzeigersinn grob über Neustrelitz, Wesenberg, Röbel und Ankershagen wieder zurück nach Neubrandenburg geht.

In diesem Jahr sind wir gleich mit der ersten Gruppe gestartet, also um 20 Uhr auf die Strecke gegangen. Und anders als in den letzten Jahren haben wir uns diesmal keiner Gruppe angeschlossen. Das haben wir sonst gemacht, um die ersten 40 Kilometer etwas flotter hinter uns zu bringen. Aber wir wollten in diesem Jahr die Sache ganz ruhig angehen und sind deshalb für uns geblieben.

Und auch so schafften wir es vergleichsweise zügig im Sonnenuntergang zum ersten Depot in Feldberg, wo wie üblich eine riesige Party stieg. Manchmal hat man den Eindruck, dass die Party dort schon Stunden zuvor beginnt. Aber das macht gleich richtig gute Laune. Außerdem hat jedes Depot seine Besonderheit, meistens in kulinarischer Form und hier ist es dann eben die Disco neben dem Futterzelt.

Das nächste Depot ist dann in Neustrelitz, wo es auf dem Gelände eines Gymnasiums aufgebaut ist. In Neustrelitz gibt es für gewöhnlich – und so auch in diesem Jahr – eine heiße Gemüsebrühe mit Nudeln, was gerade in der doch etwas kühleren Nacht so richtig angenehm ist. Wobei wir mit den Temperaturen echt Glück hatten, denn es waren beim Start noch 22 °C und in der Nacht ging es nicht unter 14 °C, weshalb ich komplett in kurz-kurz durchfahren konnte.

Weiter ging es dann über Wesenberg nach Schwarz, wo es ein weiteres Highlight gibt, von dem nur die Nachtfahrer etwas haben. Dort wird nämlich nachts ein großes Lagerfeuer angezündet, an dem sich die Fahrer aufwärmen können. Und obendrein sieht es ja auch schön aus, so ein großes Feuer in der Nacht.

Von Schwarz aus führt die Route weiter nach Röbel, wo wir kurz vorher, bei Vipperow, auf den Radweg geleitet wurden. Die Bundesstraße, an der er entlangführt, lädt nachts wohl zum Rasen ein, weshalb von der Regel »Teilnehmer nicht auf dem Radweg« abgewichen wurde. Dass nicht auf dem Radweg gefahren werden darf, ist einfach der Tatsache geschuldet, dass die Radwege sonst streckenweise komplett verstopft werden und obendrein vergleichsweise hohe Geschwindigkeiten gefahren werden. Und wenn dann Oma Plottke mit ihrem Einkaufsradel dort fährt, wird es schnell gefährlich.

Röbel versucht bei den Fahrern mit Blåbärssoppa zu punkten. Diese leckere schwedische Blaubeersuppe kommt immer gut an, auch wenn sie heiß serviert wird. Nicht, wie es eigentlich richtig wäre, nur lauwarm. Neben der Blåbärssoppa gibt es auch noch Nudeln mit Tomatensoße, die wahlweise auch mit Köttbullar garniert werden kann. Kurzum, Röbel hat bei der MSR bisher noch jeden sattbekommen.

Auf Röbel folgt deshalb auch ein recht schwerer Abschnitt, denn einerseits hat man schon 156 Kilometer in den Beinen und andererseits stellt sich nach dem guten Essen auch ein gewisses Fresskoma ein, was für durchaus schwere Beine sorgt. Und die nun folgenden 39 Kilometer bis Nossentiner Hütte sind enorm wellig, mit sehr schlechtem Straßenbelag, es kommt also quasi alles zusammen, was das Radfahrerleben schwer macht.

In Nossenthiner Hütte ist die Freiwillige Feuerwehr das Depot, die dort ihr Spritzenhaus räumt und zur Futterstelle umbaut. Hier sieht man oftmals einige Radfahrer am Tisch sitzend beim Schlafen, gerade diejenigen, die das Durchmachen nicht gewohnt sind, haben hier schnell mal ein großes Tief, das die Augen zufallen lässt. Aus der Küche kommen hier zwar keine großen Kracher, aber literweise kalte Cola und heiße Brühe sind auch nicht zu verachten.

Anschließend sind 47 Kilometer bis zum nächsten Depot zu fahren. Das befindet sich in Alt Schönau und man ist quasi schon fast dort, muss dann aber noch einmal eine Extraschleife über den benachbarten Berg fahren. Dann darf man aber endlich auf den Hof, der – zumindest für mich – das absolute Highlight der Runde bietet: Obstsalat. Und zwar richtig guten, für den die Helfer:innen gleich mehrere Tage schälen und schnippeln, was das Zeug hält.

Und neben dem Obstsalat ist noch jede Menge richtig guter Kuchen im Programm. Der weitläufige Hof wird dabei immer sehr nett für die Radfahrer hergerichtet, sodass hier durchaus auch wieder schlafende Radler zu sehen sind.

Von Alt Schönau aus geht es dann zum 36 Kilometer entfernten, letzten Depot. Das ist in Groß Vielen und wird von etlichen Teilnehmern ausgelassen, da es hinterher nur noch 29 Kilometer zum Ziel sind. Das kam für uns aber noch nie infrage, denn die Helfenden vor Ort machen sich einen Haufen Arbeit und opfern ihre Zeit, das muss man dann wenigstens mit einer kurzen Pause würdigen. Und die bergeweise belegte Brote, die dort vorbereitet wurden, wollen ja auch verspiesen werden.

Nun denn, anschließend geht es direkt nach Neubrandenburg zurück, wo nach 305 Kilometern die Ziellinie überfahren werden darf.

Foto: sportograf.com
Foto: sportograf.com

Soweit zur Strecke. Die Runde haben wir bisher jedes Jahr komplett anders erlebt, auch wenn es eigentlich – abgesehen von kleineren Streckenänderungen wegen Baustellen – immer die Gleiche ist. Am meisten beeinflusst dabei der Wind das Geschehen. Im Jahr 2022 war es beispielsweise so krass windig, dass viele Teilnehmer vorzeitig abbrachen, im letzten Jahr war es irgendwie ganz easy und in diesem Jahr durchaus durchwachsen. Teilweise hat und der Wind gut gepeinigt und das meistens dort, wo auch die Streckenqualität eine Katastrophe ist. Da geht ohnehin schon jede Menge Kraft dafür drauf, den Bodenkontakt zu halten und dann gesellt sich der Wind hinzu. Nicht nett.

Aber egal wie schwer es streckenweise ist, in der Gesamtschau ist es jedes Mal aufs neue ein ganz tolles Erlebnis und selbstredend werden wir auch kommendes Jahr wieder antreten. 🙂