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Früher Saisonabschluss: Der 50. BMW Berlin Marathon

Richtig gelesen, für mich ist es der Saisonabschluss. Ursprünglich wollte ich ja noch den Burgenlauf Bad Belzig mitmachen, aber da kommen dann ein paar Umstände dazwischen, die eine Teilnahme zeitlich unmöglich machen. Ich werde nämlich in den kommenden Monaten dienstlich sehr umfangreich gebunden sein und deshalb keine Zeit für derartige Veranstaltungen haben. Schade eigentlich, aber die dienstlichen Umstände sind mir deutlich wichtiger. Ohne da allzu sehr ins Detail gehen zu wollen.

Und obendrein war ich so verwegen, oder vielmehr dumm, bei diesem Marathon mal eben ganz neue Schuhe zu testen. Ich hatte nämlich noch ein Paar Hoka Rocket X2 im Schrank stehen und wollte die ursprünglich mal auf der Bahn ausprobieren. Allerdings sind brauchbare Tartanbahnen hierzugegend eher rar und vor allem nachts abgeschlossen. Und geöffnet wird erst, wenn ich von meinen Läufen schon wieder zurück bin. Und so ergab es sich, dass ich die eben beim Marathon ausprobierte.

Und soviel kann ich schon sagen: Wenn man noch nie Carbonschuhe getragen hat, ist es schon eine ziemlich heftige Umstellung. Da werden plötzlich ganz andere Muskeln beansprucht und das sorgte dann dafür, dass ich den Marathon mit einer formidablen Adduktorenzerrung zu Ende brachte. Aber, das gehört natürlich ebenso dazu, ich war auch deutlich schneller. Zumindest am Anfang.

Menschen über Menschen

Kommen wir aber erstmal zum Marathon selbst. Schon bei der Startnummernabholung zeigte sich, dass dieser Marathon etwas ganz Besonderes sein wird. Na klar, 50. Jubiläum, da werden es die Veranstalter schon ordentlich krachen lassen. Und so hatte man sich auf die Fahnen geschrieben, wenigstens 50.000 Finisher zu haben. Dafür sind natürlich auch entsprechend viele Starter notwendig. Die Rede war von etwa 58.000 angemeldeten Läufern.

Deshalb wurde die Expo auf dem Flughafen Tempelhof auch schon einen Tag früher als üblich geöffnet. Das war auch ganz sinnvoll, denn so konnten allzu lange Wartezeiten vermieden werden. Ich selbst bin wie üblich zum Samstagvormittag hin und kam vergleichsweise schnell durch die Eingangsschleuse und an die Startnummer. Insgesamt eine Stunde waren wir dabei auf THF und da war eine Extrarunde um den Hangar, weil wir erst von der falschen Seite aus zum Trikotverkauf gegangen sind, inklusive.

Gegen Mittag wird es dann immer deutlich voller, aber da waren wir schon wieder auf dem Heimweg und haben die Massen nur noch auf dem U-Bahnhof erlebt, der zeitweise aus allen Nähten zu platzen drohte. Erstaunlich ist dabei immer nur, dass niemand auf die Gleise oder gar vor eine einfahrende U-Bahn fällt, wenn derlei Gedränge auf dem Bahnsteig ist. So ein Gedränge hat meine Frau dann am Sonntag gleich mehrfach gehabt, aber dazu später mehr.

Der Renntag

Am Sonntag zeigte sich dann, was sich SCC Events vorgenommen hatte. Schon vor dem Hauptbahnhof waren deutlich mehr Menschen als sonst bei einem Berlin Marathon üblich und das zog sich dann auch bis ins Startgebiet weiter. Für mich war es der fünfte Marathon in der Heimatstadt und noch nie habe ich dermaßen viele Teilnehmer erlebt. Allein um bis an die Straße des 17. Juni zu gelangen habe ich vom Paul-Löbe-Haus aus fast eine Stunde benötigt.

Unterwegs habe ich zwar etwa 10 Minuten mit Geplapper verbracht, denn ich kam dabei am ELW2 der Berliner Feuerwehr vorbei und kannte den Einsatzleiter. Da konnte ich natürlich nicht ohne einen kurzen Gruß vorbeigehen. Aber ansonsten ging es mal ein paar Meter ganz flott und dann staute es sich wieder. Am Ende war ich froh, genügend Zeitpuffer eingeplant zu haben, denn ich schaffte es gerade noch pünktlich an den Start.

Die erste Welle hatte schon ganze 20 Minuten gebraucht, um komplett abzufließen, ich selbst war in der zweiten Welle, die die Startblöcke E und F umfasste. Startzeit sollte 9:45 Uhr sein und ich hatte damit gerechnet, so gegen 9:50 Uhr über die Startlinie zu kommen. Dementsprechend hatte ich mein Eintreffen auf Höhe der Schweizer Botschaft berechnet, wo meine Frau an der Strecke stehen wollte. Da aber die erste Welle etwas länger als gedacht brauchte, wurde unser Start auf 9:50 Uhr verschoben. Danach zeigte sich, dass die Überlegung, etwa 5 Minuten nach dem Start der Welle über die Startlinie zu kommen, völlig daneben lag. Es dauerte noch bis 10:05 Uhr, bis ich endlich im Rennen war.

Ich hatte mir j für den Marathon kein echtes Ziel gesetzt. Ich wollte lediglich ins Ziel kommen und das möglichst unter 5 Stunden. Hätte ich mich auf eine Zeit festlegen sollen, hätte ich wohl 4,5 Stunden gesagt. Dafür ging es aber am Anfang richtig zur Sache. Die Carbonschuhe zeigten, was sie können, denn es lief sich wie mit Federn unter den Füßen. Was es im Grunde ja auch war, denn die Carbonplatten gaben echt heftigen Schub. Und so ließ ich es dann einfach laufen und hielt eine vergleichsweise zügige Pace, irgendwo um die 5:30 min/km.

Das ging dann gute 10 Kilometer so, bis sich dann zeigte, dass diese Pace deutlich zu hoch war. Immerhin hing mir noch immer der Mauerweglauf in den Knochen und so war ich dann, mit noch 32 Kilometern vor der Brust, schon echt fertig. Also hieß es, deutlich ruhiger zu laufen. Das ist dann leichter gesagt als getan, aber die Beine wurden lahm genug, um irgendwann eine etwas gemächlichere Pace halten zu können.

Zwischendurch wurde es zwar immer mal wieder etwas anstrengend, aber dann machte ich einfach eine Gehpause am Verpflegungspunkt, bei der ich jede Menge Wasser und Tee trank, sowie Bananen futterte. Durch die schnellen 10 Kilometer am Anfang war selbst für solche Trödeleien genug Polster, um trotzdem noch die 4,5 Stunden zu schaffen.

Ein Marathon neben dem Marathon

Während ich nun die Marathonstrecke lief, wollte mich meine Frau immer mal wieder anfeuern und so hatten wir diverse U-Bahn-Verbindungen herausgesucht, mit denen sie quasi parallel zur Laufstrecke »mitfahren« und so an diversen Punkten immer wieder auf mich warten konnte. Das klappte dann aber eher so mittelgut, denn diese Idee hatten wohl auch viele, viele andere Zuschauer.

Die Bahnhöfe und Bahnen waren wohl hoffnungslos überfüllt, sodass man oftmals erst die zweite oder dritte Bahn bekam, so sie denn fuhr und nicht einfach ausfiel. An den ersten beiden Treffpunkten klappte es noch, danach war dann vorbei und so griff dann der Notplan. Meine Frau kürzte ab und wartete am Fehrbelliner Platz auf mich. Als ich dort ankam, war sie auch nicht mehr allein, denn sie hatte nebenbei mein Patenkind und deren Mutter eingesammelt und so standen dann plötzlich drei Gestalten am Straßenrand und fuchtelten mit einer Fahne, auf der mein Name stand. Das war natürlich eine nette Überraschung, die nochmal ein wenig Motivation gab.

Die letzten Kilometer waren dann richtig anstrengend und zu den lahmen Beinen gesellte sich ein leichter Schmerz im rechten Oberschenkel. Es zeigte sich, dass die ungewohnten Schuhe in Verbindung mit der ungewohnten Beanspruchung der Beinmuskulatur vielleicht doch auf einer eher kürzeren Strecke als einem Marathon gut gewesen wären. 😉

Finish mit 54.279 anderen Läufern

Aber am Ende kam ich aber trotzdem ins Ziel und bekam die Medaille umgehängt, die in diesem Jahr auch gleich deutlich schicker aussieht, als noch in den letzten Jahren. Normalerweise ich ja immer das Gesicht des Vorjahressiegers darauf, mit dem man selbst ja nicht viel zu tun hat. Diesmal aber war sie in Gold gehalten, mit einem glänzenden Stahlring darin.

Im Zielgebiet ging es dann analog zum Start weiter. Menschenmassen, wohin das Auge blickte. Und weil so unheimlich voll war und ich meine Frau am Ausgang treffen wollte, habe ich gleich auch noch auf das obligatorische Zielbier verzichtet, weil ich bis dorthin viel zu viel Zeit verbraucht hätte. Allerdings war ich nicht allein mit diesem Problem. Meine Frau und ihre beiden Begleiterinnen steckte irgendwo am Pariser Platz fest.

Sie hatten nämlich an der Zieltribüne gestanden und nachdem ich durchgelaufen war, mussten sie eigentlich nur die Strecke queren und zum Reichstag kommen. Für diese paar Meter brauchten sie aber wieder fast eine Stunde. Und auch von dort bis zum Hauptbahnhof waren überall Menschen, keine Ahnung, woher die alle kamen. Also haben wir zugesehen, dass wir zum Bahnhof kommen, haben dort schnell noch einen Happen gegessen und sind dann nach Hause. Dort fielen wir beide komplett erledigt ins Bett. Ich, weil ich einen Marathon gelaufen war und meine Frau, weil die »Begleitung« an der Strecke beinahe ebenso anstrengend war. 😮

Für die Veranstalter war aber auch alles aufgegangen, denn die gewünschten über 50.000 Finisher zum 50. Jubiläum wurden erreicht und damit auch gleich noch ein Rekord für den Stadtmarathon mit den meisten Finishern überhaupt aufgestellt. Der letzte und damit 54.280 Finisher war der 82jährige Peter Bartel, der schon die erste Ausgabe des Berlin Marathon erfolgreich beendet hatte.

Für mich bleibt nur die Hoffnung, dass in den kommenden Jahren wieder etwas weniger Teilnehmer dabei sind, denn man glaubt kaum, wie anstrengend allein die Menschenmassen sein können. Es ist also nicht nur der Lauf, sondern auch das ganze Drumherum, das echt heftig Kraft kostet. Oder liegt es am Alter? Man weiß es nicht so genau … 😆

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